Angriff der Clownkrieger

Wir müssen ernsthaft über Clowns reden. Ein so gar nicht komischer Trend breitet sich derzeit in den USA, Australien, Kanada und Europa aus: Unheimliche Clowns erschrecken Kinder und Erwachsene mit ihrer gruseligen Aufmachung und teilweise mit Waffen wie Messer und Hammer fast zu Tode. Man nennt sie Horror Clowns, Killer Clowns oder Creepy Clowns. Selten dämliche Idioten in geschmacklosen Kostümen trifft es aber auch.

Warum sind Clowns gruselig?

Manche sehen unheimlicher aus als andere

Bei den meisten dieser Schreckfiguren dürfte es sich um Teenager handeln, die auf einen Hype aufspringen und hoffen, in sozialen Netzwerken unter diversen bekannten Hashtags wie #clownapocalypse, #clownsightings und #killerclowns aufzutauchen. Harmlos ist das ganze jedoch nicht, schon gar nicht, wenn kleine Kinder mit Waffen bedroht werden und Todesängste ausstehen müssen. Wer darüber lachen kann, sollte im Keller bleiben. Auch regt ein solcher Trend mitunter Personen an, die einen Schritt weitergehen und nicht nur Streiche im Sinn haben. Clowns mit Waffen können nie der Anfang eines guten Gags sein. Während die Polizei öffentlich dazu aufruft, diese Sichtungen zu melden und es in der Natur der Sache liegt, dass ein solcher Trend schneller abflaut, je weniger Beachtung die Menschen ihm schenken, kommen wir dieser Tage nicht umhin, uns eine alte Frage neu zu stellen: Warum sind Clowns gruselig?

Uncanny Valley

Warum sind Clowns gruseligDas unheimliche Tal. So heißt nicht der Ort, an dem die Horrorclowns zum Leben erwachen, um uns heimzusuchen, das ist die wörtliche Übersetzung des Begriffs Uncanny Valley und beschreibt einen Effekt, der die Angst vor Clowns erklären kann. In gewisser Weise ist es also doch der Ort, von dem die Gruselclowns kommen. Geprägt wurde die Idee des Uncanny-Valley-Effekts Anfang der 1970er Jahre von dem japanischen Robotikforscher Masahiro Mori. Er bezog sich dabei auf künstliche Intelligenzen, dieses Phänomen lässt sich aber auch auf Clowns übertragen.

Der Uncanny-Valley-Effekt ist eine Form der Akzeptanzlücke. Demnach rufen Figuren, die sehr menschlich erscheinen, sich aber durch gewisse Elemente wie Gestik und Mimik von dem als normal empfundenen Menschenbild unterscheiden, beim Beobachter Ablehnung oder Angst hervor. Clowns haben eine menschliche Physiognomie – egal ob sie tatsächlich von Menschen dargestellt werden oder es sich um Puppen handelt – aber einige Dinge stimmen einfach nicht. Das Gesicht, die Haare, die Kleidung und die Art sich zu bewegen, sind bei Clowns nicht normal.

Auf dem Uncanny-Valley-Effekt aufbauend, lassen sich noch weitere Erklärungsansätze finden. Die Schminke und das Kostüm eines Clowns grenzen ihn von uns „Normalos“ ab und uns eindeutig aus. Wir können nicht erfassen, wie die Person wirklich aussieht, wer sie wirklich ist und ob die Fröhlichkeit, die sie so aufdringlich zur Schau stellt, von Herzen kommt. Wen haben wir da wirklich vor uns und was bezweckt er/sie/es? Die Maskerade überdeckt alles. Clowns sind also nicht vertrauenswürdig, obwohl sie Vertrautes an sich haben. Das kann schon sehr erschreckend und verunsichernd wirken. Natürlich ist das Outfit eines Clowns, der gruselig wirken will, noch einmal besonders präpariert, etwa mit spitzen Zähnen. Die trägt ein Clown, der Kinder im Krankenhaus zum Lachen bringen möchte, üblicherweise nicht.

Das Phänomen der gruseligen Clowns hat aber nicht nur einen psychologischen, sondern auch einen kulturellen Aspekt. Diverse Filme, Bücher, Comics und andere Medien haben uns die schaurige Seite des Clowntums bereits drastisch vor Augen geführt. Wir wachsen also quasi in dem Wissen auf, dass Clowns auch Horrorgestalten sind. Das könnte uns hier und da ein bisschen beeinflussen.

Clowns und ich

Die wenigen leibhaftigen Clowns, denen ich bisher begegnet bin, fand ich nicht schaurig, sondern in erster Linie nervig. Diese Art von Humor war mir immer schon zu aufdringlich. Auf den Uncanny-Valley-Effekt bezogen, wecken Clowns in mir also eher Abneigung als Angst, aber diese Grenze ist ja durchaus fließend. Ich wollte nie, dass mir Clowns zu nahe kommen. Hingegen hatten und haben Zeichnungen von Clowns oder Clownpuppen keine nennenswerte Wirkung auf mich. Ich hatte aber auch nie so eine groteske Clownfigur in meinem Kinderzimmer sitzen wie die Kids aus „Poltergeist“.