Der Fehlerteufel und ich

Er sitzt mir ständig im Nacken, tanzt auf meinen Fingern und wirft mir Sand in die Augen: Der Fehlerteufel. Vorname: Fieser. Wenngleich ich mittlerweile so einige Tricks zum Korrekturlesen eigener Texte kenne und ausprobiert habe, ist es mir doch bislang nicht gelungen, den Fehlerteufel komplett auszutreiben. Er ist eine richtige Klette.

Eigene Texte Korrektur lesen

Nider mid dehn rächtschreipfelern

Wenn ich Texte von mir einige Wochen oder Monate nach ihrer Entstehung erneut lese, stoße ich leider zu oft auf kleine Fehler. Nichts Dramatisches, zumeist ein einzelner Buchstabe zu viel oder zu wenig, nicht selten auch Buchstabendreher. Davon wird der Text nicht plötzlich zum Desaster, mir wird keiner meiner Schulabschlüsse nachträglich aberkannt und kein wütender Riesenduden versucht mich zu fressen. Dennoch ärgert es mich sehr. Jedes Mal, wenn ich einen solchen Fehler bemerke, würde ich am liebsten in eine Zeitmaschine springen, in die Vergangenheit reisen und mein damaliges Ich wild durchschütteln. „JA SIEHST DU DAS DENN NICHT?!“. Dann würde ich mir die kommenden Lottozahlen geben, in der Hoffnung, sie nicht falsch notiert zu haben. Wie kommt es zu diesen Fehlern, obwohl ich jeden Text mindestens zweimal Korrektur lese? Das liegt auf der Hand oder besser im Kopf. Da ich noch genau weiß, was ich schreiben wollte, sehe ich nicht, was ich wirklich geschrieben habe.

Das eigene Gehirn austricksen

Es gibt diverse Methoden, die dabei helfen sollen, die eigenen Texte Korrektur zu lesen. Viele davon wende ich des Öfteren an, die ultimative Lösung ist aber nicht dabei. Es gibt natürlich noch die diversen Rechtschreibprogramme, doch die sehen oft nur mit trüben Augen. Dazu kommen wir später.

Neue Schrift

Um meinem Gehirn vorzugaukeln, es würde einen anderen Text lesen als den, den es auswendig kennt, kann ich die Wörter in der Korrekturphase einfach auf eine andere Schriftart setzen, die ich üblicherweise nicht nutze. Das klingt einleuchtend, zumindest bis zu dem Punkt, an dem es tückisch wird, sich selbst auszutricksen in dem vollen Bewusstsein, sich gerade selbst austricksen zu wollen. Ich kann mich nicht erinnern, auf diesem Wege schon einmal einen Fehler entdeckt zu haben. Der Text bleibt der, den ich geschrieben habe, und das Lesegefühl ist nicht wirklich ein anderes, zumal das Gehirn bereits ziemlich gut an verschiedene Schriftarten gewöhnt ist.

Wort für Wort

Denk doch mal nachStatt sich die Sätze immer wieder durchzulesen und sie dabei eigentlich nicht wirklich zu lesen, sondern eher im Kopf abzuspulen, kann ich jedes. Wort. einzeln. betrachten. Der Text wird quasi in seine Einzelteile zerlegt und jedes Stück für sich geprüft. Bei 500 Wörtern ist das noch eine ganz praktische Methode, bei einem doppelt so langen Text wird es aber langsam ermüdend und die Konzentration beginnt zu leiden. Grundsätzlich kann ich in kürzeren Texten auf diesem Wege reine Wortfehler, etwa Buchstabendreher, ganz gut aufspüren. Grammatikfehler eher nicht. Bei einer Wortzahl, die sich in Richtung vierstelligen Bereich bewegt, finde ich es ratsamer, nicht jedes Wort einzeln zu betrachten, sondern bewusst eben solche Wörter zu prüfen, die ich schon häufiger falsch geschrieben habe. Ich neige dazu, bei Wörtern wie „dementsprechend“ und „außerdem“ das r zu vergessen, wohingegen „vielleicht“ mal ein l zu viel bekommt oder sich unbemerkt noch ein s dranhängt. Es ist also keine dumme Taktik, solche persönlichen Problemwörter zu checken. Hier besteht aber das Risiko, welche zu vergessen oder andere Fehler als die üblichen Verdächtigen zu übersehen.

Rückwärts

lesen. rückwärts einfach Text meinen kann ich. Ja, das ist ebenfalls möglich. Im Prinzip gehe ich mein Werk so wieder ohne Lesefluss Wort für Wort durch, nur eben von hinten nach vorne. Damit reiße ich den eigenen Verstand noch mehr aus dem Trott. Das ist bei längeren Texten leider keine spaßige Angelegenheit.

Laut

Probieren wir es wieder vorwärts. Um Fehler aufzuspüren, wird oft empfohlen, sich den Text selbst LAUT VORZULESEN. Ich vermute, dieser Tipp stammt aus einer Zeit, als das maschinelle Schreiben noch eine überwiegend stationäre Angelegenheit war und eher selten in der Öffentlichkeit stattfand. Ich tue mich allerdings ohne Publikum ebenso schwer damit, mir selbst etwas vorzulesen. Es kommt mir irgendwie schräg vor. Da lese ich fast noch lieber rückwärts.

Wartezeit

Das ist meiner Erfahrung nach tatsächlich die effektivste Methode. Ich lasse den Text eine Weile (unveröffentlicht) liegen und lese ihn dann nochmal. Der Verstand bekommt die Zeit, die genaue Satzstruktur und den exakten Wortlaut wieder zu vergessen. Nur wie lange ist „eine Weile“? Das ist bei jedem anders. Mir fällt das Warten schwer. Meistens verspüre ich nach Vollendung eines Textes, wie nach der Vollendung anderer Aufgaben auch, ein leichtes Hochgefühl und will das Projekt nun ganz zu Ende bringen. Das hat die Natur wahrscheinlich absichtlich so eingerichtet, damit unsere frühesten Vorfahren nach Erlegung der Beute nicht vergessen haben, diese zuzubereiten und zu verzehren. Evolution ist mit leerem Magen schwierig.

Die technischen Hilfsmittel

Eigene Texte Korrektur lesen: SymbolbildDie Rechtschreibprüfung in Schreibprogrammen wie Word oder im Browser machen uns ja auf die einen oder anderen Fehler aufmerksam, sich allein auf die Technik zu verlassen wäre aber fatal. So ziemlich jede automatische Rechtschreibprüfung schlägt Alarm, wenn jemand „Hauz“ statt „Haus“ schreibt. Sie bleibt allerdings absolut stumm bei einem Wörtchen wie „Bot“, selbst wenn es an der Stelle eigentlich „Boot“ heißen sollte. Beide Wörter gibt es nun einmal. Kein Programm ist intelligent genug, um zu erkennen, welches Wort an welcher Stelle Sinn macht. Zumindest kein Programm, auf das der Ottonormalbürger zugreifen kann. Was das US-Militär in petto hat oder bei Google hinter verschlossenen Browserfenstern so abläuft, kann keiner von uns wissen. Trotzdem empfiehlt es sich meiner Ansicht nach, die Rechtschreibprüfung zu aktivieren, auch im Browser. Einige dumme Flüchtigkeitsfehler lassen sich so vermeiden.

Etwas schwierig ist es mitunter, die Rechtschreibprüfung in Mozilla Firefox zu nutzen. Dazu muss zunächst das deutsche Wörterbuch heruntergeladen werden. Dummerweise eignet sich das Wörterbuch, das Firefox dafür vorschlägt, nicht besonders gut. Es ist dann zwar erfolgreich installiert, die Rechtschreibprüfung in Firefox funktioniert dennoch nicht. Da kann ich mir gleich einen Duden unter die Tastatur legen, in der Hoffnung, sie würde etwas dadurch lernen. Stattdessen sollten Firefox-Nutzer das Wörterbuch „Deutsch (de_DE)“, neue Rechtschreibung installieren. Das klappt eigentlich immer. Zuletzt habe ich die Prüfung übrigens nicht benutzt und mittlerweile festgestellt, dass das keine besonders gute Idee war. Zu viele verrutschte Buchstaben.

Kein Ausweg in Sicht

Den Fehlerteufel werde ich nicht los. Zumeist versuche ich, ihn mit einer Mischung aus technischen Hilfsmitteln und einer oder zwei der oben genannten Methoden in Schach zu halten. Schon als Kind habe ich nie 0 Fehler in einem Diktat geschafft, obwohl ich oft die beste Note in der Klasse im Fach Deutsch hatte. Der Fehlerteufel und ich – eine Beziehung fürs Leben.

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