Die Geschichte von Team Foxcatcher

Eine Ranch, ein Ringerteam, ein verschrobener Milliardär und schließlich ein Mord: Die Doku „Team Foxcatcher“ erzählt eine wahre Geschichte, die so hollywood-like ist, dass sie 2014 bereits als Spielfilm mit dem Titel „Foxcatcher“ umgesetzt wurde. Die Doku, abrufbar auf Netflix, arbeitet nicht mit Spielfilmszenen, sondern mit zahlreichen Privataufnahmen sowie Aussagen der noch lebenden Beteiligten.

Team Foxcatcher Review

Die Wahrheit hinter der Hollywoodstory

Die Doku setzt andere Schwerpunkte als der von Kritikern hochgelobte Spielfilm mit Steve Carell, Channing Tatum und Mark Ruffalo in den Hauptrollen. Der Spielfilm „Foxcatcher“ von 2014 dreht sich um die Beziehung der Ringer-Brüder Mark (Tatum) und David Schultz (Ruffalo) zu dem Millionär und Sportförderer John du Pont (Carell), die schließlich damit endet, dass David von du Pont erschossen wird. In der Doku „Team Foxcatcher“ spielt Mark Schultz gar keine Rolle. Dies wurde hinterher damit begründet, dass Mark und David nie gleichzeitig auf der Foxcatcher-Ranch gelebt haben. Das mag sein, aber eine Doku sollte schon das vollständige Bild vermitteln und das wird so leider versäumt.

Die Hintergründe

Team Foxcatcher Doku

Poster. Quelle: Netflix

Der Milliardär John Eleuthère du Pont, Sohn einer angesehenen amerikanischen Familie mit französischen Wurzeln, war ein großer Sportförderer. Auf einer rund 3 Quadratkilometer großen Ranch richtete er ein Sportzentrum mit vielen Übungsanlagen und eigenen Häusern für die Athleten ein. Die von ihm finanzierten Sportler traten als Team Foxcatcher auf. Eine besondere Faszination entwickelte du Pont für den Sport Ringen, der in den 1980er und Anfang der 1990er Jahre in den USA in einer finanziellen Krise steckte und unter den ständigen Niederlagen gegen die sowjetische Konkurrenz litt. Rund 400,000 US-Dollar spendete du Pont dem amerikanischen Ringerverband jährlich und mehr als 80 Ringer lebten und trainierten zeitweise auf der Ranch, darunter der beliebte Ringerchampion David Schultz.

John du Pont galt als exzentrisch, doch man ließ ihm seine Eigenarten durchgehen, denn er zahlte gut. Die Ringer veranstalteten sogar Scheinturniere mit Ex-Profis, die sich von dem Möchtegern-Sportler du Pont gegen hohe Zahlungen besiegen ließen. Zu du Ponts Liebling avancierte der bulgarische Ringer Valentin Yordanov. Diese (einseitige) Zuneigung ging so weit, dass du Pont felsenfest davon überzeugt war, bulgarische Wurzeln zu besitzen. Mit der Zeit nahmen die Verschrobenheiten des Milliardärs immer weiter zu. Er wurde extrem paranoid und sah sich ständig imaginären Bedrohungen ausgesetzt, etwa durch angebliche Tunnel, die in sein Haus führten, oder Menschen in den Wänden. Eines Tages verbot er auf der Ranch die Farbe Schwarz, die er für ein Zeichen des Todes hielt, und schmiss sogar sämtliche afroamerikanische Sportler raus. Immer häufiger lief er bewaffnet durch die Gegend. Doch weder der Ringerverband noch die örtliche Polizei reagierten. Der Ringerverband wollte auf das Geld nicht verzichten und die Polizei, die häufig auf der Ranch ihr Schießtraining absolvierte, war es gewohnt, bei dem Milliardär ein Auge zu zudrücken. Auch die meisten der Sportler waren bereit, du Pont zu ertragen, um ihr Ziel, Titel und Medaillen zu gewinnen, weiterverfolgen zu können. Dann kam es zur Katastrophe.

Lange Zeit war David Schultz sehr gut mit du Pont ausgekommen. Das begann sich durch du Ponts Besessenheit für Valentin Yordanov zu ändern, da Schultz und Yordanov eng befreundet waren und du Pont zunehmende Eifersucht entwickelte. Bald sah du Pont in Schultz eine Bedrohung, während Schultz noch glaubte, die Lage im Griff zu haben. Eine fatale Fehleinschätzung. Ohne jede Vorwarnung erschoss du Pont eines Tages Schultz vor mehreren Zeugen. Obwohl du Pont verurteilt wurde und den Rest seines Lebens im Gefängnis verbrachte, hielten ihm einige seiner Sportler, darunter Valentin Yordanov, die Treue, um weiter finanziell zu profitieren. Als John du Pont im Gefängnis starb, waren alle irgendwie erleichtert. Yordanov erbte den Großteil des Vermögens.

Die Eindrücke

Größtenteils besteht die Doku aus Privataufnahmen der Sportler, die sich untereinander und ihr Leben auf der Farm ausgiebig gefilmt haben. Es ist schon bemerkenswert, welche starken Eindrücke die Zuschauer aus diesen amateurhaften, aber eben sehr authentischen Aufnahmen gewinnen können. Es wird deutlich, dass die Ranch zeitweise eine echte Oase für die Ringer war, ein Ort, an dem sie professionell trainieren, Zeit miteinander verbringen und gut mit ihren Familien leben konnten. Dafür haben sie John du Ponts ständige Anwesenheit in Kauf genommen. Auf den Aufnahmen wirkt er immer wie ein Schatten. Er ist dabei, aber er gehört nicht dazu und seine Ausstrahlung ist befremdlich. Alle versuchen sichtlich, gut Freund mit ihm zu machen, nur echt wirkt es nie.

Geld macht nicht glücklichJohn du Pont lässt sich als das Musterbeispiel eines armen, reichen Jungen mit viel Geld, aber ohne Freunde betrachten. Er hat immer versucht, sich Liebe und Anerkennung zu erkaufen. So richtig kann man es den Sportlern nicht vorwerfen, dass sie mitgemacht haben, sie waren keine hochbezahlten Fußball-, Football- oder Basketballprofis. Sie brauchten die Unterstützung, um gleichzeitig in ihrem Sport erfolgreich zu sein und ihre Familien zu ernähren. Alle Seiten – Sportler, Verbände, Polizei – haben jedoch viel zu lange die Augen vor der Realität verschlossen. Hätte sich ein Mensch, der keine Milliarden von Dollar besitzt und diese gerne mit anderen teilt, so verhalten wie John du Pont es getan hat, wären wesentlich eher Reaktionen erfolgt. Sein Reichtum hat ihn geschützt, leider auch davor, rechtzeitig psychologische Hilfe zu erhalten.

Dafür Verständnis aufzubringen, dass einige der Sportler noch nach der Bluttat du Ponts „Wohltätigkeit“ in Anspruch genommen haben, fällt deutlich schwerer. Der Punkt, an dem sich ein ehrlicher Athlet einreden konnte, dass dieses Arrangement aus fairem Geben und Nehmen bestand, war mehr als deutlich überschritten. David Schultz hatte mit seinem Leben bezahlt. Das war nicht fair.

Die Kritik

Wie eingangs erwähnt, versäumt es diese Doku, jede Facette der Geschichte aufzugreifen, dennoch ist „Team Foxcatcher“ eine spannende und interessante Produktion, die durch die Originalaufnahmen sehr viele Emotionen transportiert und den Zuschauer eigene Eindrücke gewinnen lässt.

2 Responses

  1. Hans sagt:

    Deinen Artikel finde ich echt interessant. Besonders passt es für die, die sich dafür Interesse haben!