Supercontent, ganz richtig. Nicht Superkontinent, der war vor 150 Millionen Jahren und ist damit alles in allem ziemlich von gestern. Jetzt geht es tatsächlich um den Supercontent, um die Themen, die Leser in Scharen anlocken und einen Blog oder eine Internetseite zum Renner machen. Jedenfalls in der Theorie.
Persönlich finde ich es nach wie vor faszinierend, wie viele Blogs über das Bloggen es gibt. Im Internet tummeln sich zahllose erfolgreiche Blogs, die einem erklären, wie und was man in seinem Blog bloggen sollte. Überhaupt ist das Internet voll mit Internetseiten über das Internet. Im World Wide Web scheint die Meta-Ebene immer nur einen Klick entfernt zu sein. Kürzlich habe ich einen Beitrag über Content Marketing Evergreens entdeckt, über bestimmte Themenbereiche, die User immer (noch) begeistern. Das ist eine wunderbare Übersicht und sicher eine hilfreiche Inspiration für viele Blogger oder aber, wie in meinem Fall, eher ein weiterer Beweis für fehlende Massenkompatibilität. Schlimm finde ich das nicht, eher interessant und amüsant.
Das Leben ist Content. Und kurz
Im oben erwähnten Beitrag sehen wir zwei grafische Listen mit Content, der immer zieht. Beide Listen sind natürlich auf Englisch, denn wir sprechen hier ja über Content und nicht über Inhalte. Auf alle Punkte der beiden Listen möchte ich nicht eingehen, nur auf meine Top5 der gefragtesten Content-Arten, die nicht so sehr meine sind.
1. Content that reminds us that live is short (Content, der uns daran erinnert, dass das Leben kurz ist).
Eigentlich werde ich daran noch weniger gerne erinnert als an einen Zahnarzttermin, aber dem Grundgedanken kann ich folgen: Nutze das Leben, genieße es, mach was daraus, denn du weißt nie, wann dir die Überreste eines nordkoreanischen Satelliten auf den Kopf fallen. Es geht um Motivation. Nur war das eben noch nie meine Stärke, bin ich doch eher der zurückhaltende, grüblerische und vorsichtige Typ. Hinzukommt, dass ich nun einmal sehr geschichtsaffin bin. Mein kurzes Leben zu genießen bedeutet für mich daher, mich mit dem kurzen Leben anderer Menschen zu beschäftigen, die vor mir da waren. Für solche Themen ist vielen anderen Menschen ihr Leben wiederum einfach zu kurz.
2. Content that confirms our greatest fears (Content, der unsere schlimmsten Ängste bestätigt).
Fällt ein kurzes Leben zu haben nicht auch darunter? Der Grat zwischen Motivation und Einschüchterung ist manchmal schon sehr schmal. Viele Menschen lassen sich gerne schockieren und kratzen an ihren eigenen Ängsten wie an einem Mückenstich, selbst wenn es blutet. Ich tue das ebenfalls. Also das mit dem schockieren lassen. Manchmal auch das mit dem Mückenstich. Ich hatte schon immer eine Vorliebe für Horrorfilme und beschäftige mich durchaus mit den dunkleren Kapiteln der Menschheitsgeschichte sowie mit Horrorlegenden oder leicht makaberen Themen. Ich erinnere jedoch weder mich selbst noch andere Menschen gerne an sehr reale, alltägliche Ängste rund um das eigene Wohlbefinden oder das geliebter Menschen. Beiträge nach dem Prinzip „So wahrscheinlich ist es, dass der kleine dunkle Fleck auf Ihrer Hand Sie umbringen wird“ lasse ich aus. Da gibt es für mich eine Grenze.
3. Content that confirms our assumptions / Content that challenges our assumptions (Content, der unsere Annahmen bestätigt / Content, der unsere Annahmen widerlegt).
Weder kann ich bestätigen, dass ich bewusst Beiträge schreibe, die Annahmen stützen sollen, noch kann ich widerlegen, dass Menschen beim Lesen meiner Beiträge eine Annahme ihrerseits bestätigt oder negiert sehen.
4. Content that tells a rescue story (Content, der eine Rettungsgeschichte erzählt).
Vermutlich sind hier in erster Linie Stories von Feuerwehrleuten gemeint, die kleine Kätzchen aus brennenden Häusern retten, oder von Gestrandeten, die wochenlang auf einer einsamen Insel überleben konnten, weil sie einen Volleyball als Gesprächspartner hatten. Nicht gemeint sein dürften Geschichten von Staaten, die mit Steuergeldern Banken retten oder über Leute, die ihr Vermögen in Steueroasen in Sicherheit bringen. Klassische Rettungsgeschichten, die wir hierzulande eher Heldengeschichten nennen, sind schön, sie gehen zu Herzen und machen uns Hoffnung. Sofern es sich aber nicht um Heldengeschichten handelt, die ein paar hundert Jahre alt oder mehr Mythen als Wahrheit sind, bin ich dafür der falsche Gesprächspartner.
5. Content where David defeats Goliath (Content über einen David, der einen Goliath besiegt).
Klein schlägt groß. Was schon in der Bibel überzeugt hat, ist im Zeitalter des Internets nach wie vor eine der besten Storygrundlagen überhaupt. Wie wir bei der Fußball-EM 2016 gesehen haben, fliegen den scheinbar Chancenlosen die Herzen zu. Island, Wales, Nordirland … das sind perfekte Sympathieträger. Es läuft allerdings nicht immer wie in der Bibel. Bei der besagten EM jedenfalls nicht, da sind die Davids allesamt doch noch an den Goliaths gescheitert. Ich hege weder eine besondere Vorliebe noch Antipathie gegenüber dieser Art von Geschichten. Folglich werden solche Stories nicht mein Markenzeichen.
Wer muss sich ändern? Ich oder die anderen?
Natürlich könnte ich mir all diese Content-Arten oder zumindest einige davon zu Eigen machen. Vielleicht hätte ich damit überragenden Erfolg, vielleicht auch nicht, was ich aber definitiv nicht hätte wären Spaß, Glaubwürdigkeit und Originalität. Andersherum erwarte ich nicht, Content neu zu definieren und die breite Mehrheit für die Themen zu begeistern, die mich interessieren. Daraus ergibt sich ein fairer Kompromiss: kein Supercontent, aber passender Content. Übrigens finde ich das Thema Superkontinent eigentlich auch sehr spannend.