Aufruhr in der Musikwelt. Eine neue Band aus deutschen Landen schickt sich an, mit einer revolutionären Musikrichtung, frisch importiert aus dem 17. Jahrhundert, die Charts zu erobern. Der Musketier-Rock ist geboren! Getreu dem Motto: Einer für alle und keiner weiß, was das soll.
Ich war schon leicht erstaunt, als ich mitten in der Nacht über eine Werbung für eine deutsche Musikgruppe namens D’Artagnan gestolpert bin, die den Musketier-Rock erfunden haben will. Mein erster Gedanke war: Wo ist die Eiserne Maske, wenn man sie mal braucht? Mein zweiter Gedanke kreiste um die Frage, seit wann die Musketiere wieder IN sind. Ist die letzte große Verfilmung dieses Stoffs nicht schon fast zehn Jahre her? Mein dritter Gedanke … okay, so viele Gedanken habe ich mir zu dem Thema dann doch nicht gemacht.
Schlager mit Stichwaffen
Die dreiköpfige Band D’Artagnan verfolgt nach eigener Aussage die Prämisse: Was wäre, wenn die berühmten Musketiere aus der Romanreihe von Alexandre Dumas Musik gemacht hätten? Spontan würde ich vermuten, dass sie dann auf französisch gesungen hätten, aber Schlager und Logik gehen ja nicht zwangsläufig Hand in Hand. Genau das ist der Musketier-Rock nämlich: deutscher Schlager nach Schema F, ohne Geist, Witz oder Variationen. Die Texte sind so banal, dass Dumas davon Ohrenbluten bekommen hätte. Daran ändert auch die Untermalung mit barocken Klängen nichts.
Hauptthema der Lieder sind Kameradschaft, Heldentum und Abenteuer. Drei Aspekte, die außer im Musketier-Rock höchstens noch im Ritter-der-Tafelrunde-Rock, Jason-und-die-Argonauten-Rock oder Fünf-Freunde-Rock verarbeitet werden könnten.
Bla bla bla, Musketiere
Bevor ich nicht 97 Jahre bin und ein schlechtes Kassen-Hörgerät trage, werde ich wohl kein Schlagerfan mehr. Das war einfach nie meine Musik, zu keinem Anlass und bei keiner Gelegenheit. Mit Grips und völliger Schmerzfreiheit können Künstler in diesem Musikbereich aber gutes Geld verdienen, das steht außer Frage. Das Projekt D’Artagnan ist dafür ein Beleg. Die ganze Musketier-Thematik ist dermaßen aufgesetzt, dass sich einem die Federn am Hut kräuseln, doch sie erweist sich als ein Alleinstellungsmerkmal, das zumindest auffällt. Für volle Tavernen auf dem Mittelaltermarkt dürfte das auf lange Sicht schon reichen.
D’Artagnan im Netz
Wer mehr über diese Gruppe und ihre Musik erfahren möchte, der möge bitte diesem Link folgen. Eine recht ansprechende Kritik zum Debütalbum „Seit an Seit“ findet ihr außerdem hier.