Die Geschichte der Seefahrt ist ebenso geprägt von großen Entdeckungen und der Begegnung verschiedener Kulturen miteinander wie von Katastrophen, die unzählige Leben gefordert haben. Besonders während der beiden Weltkriege wurde das Meer zum Schlachtfeld und zum Schauplatz so vieler dramatischer Ereignisse, dass die meisten von ihnen nie oder nur sehr selten in Geschichtsbüchern auftauchen. Dazu zählt das Schicksal der Président Doumer.
Schon der Name des Schiffes war nicht das beste Omen. Die Président Doumer, ein 150,50 Meter langes und 19,5 Meter breites Schiff der französischen Reederei Messageries Maritimes, wurde nach dem Staatspräsidenten Paul Doumer benannt. Dieser war im Mai 1932 einem Attentat zum Opfer gefallen. „Sein“ Schiff, die Président Doumer, wurde 1935 in Dienst gestellt und fungierte zunächst als Passagier- und Postschiff zwischen Marseille und Ostasien. Im September 1939 wurde sie von der französischen Navy beschlagnahmt und als Truppentransporter genutzt. Ab Juli 1940 segelte sie unter britischer Flagge, nachdem die französische Navy sie dem Bündnispartner überlassen hatte.
Angriff im Sturm
Im Oktober 1942 war die Président Doumer das größte Schiff eines Konvois mit der Bezeichnung SL-125, der Personen und Waren von Afrika nach Großbritannien bringen sollte. Die Président Doumer hatte 345 Menschen und als Fracht unter anderem 50 Tonnen Palmenkerne an Bord. Mehrfach wurde der Konvoi von deutschen U-Booten angegriffen und verlor 12 der 36 Schiffe. Am 30. Oktober um genau 21.29 Uhr wurde die Président Doumer schwer getroffen. Sie befand sich zu diesem Zeitpunkt 150 Meilen nordöstlich der portugiesischen Insel Madeira.
Die schlechte Wetterlage machte die Situation für das sinkende Schiff noch verheerender. An Bord brach Panik aus, die Rettungsboote konnten nicht vernünftig zu Wasser gelassen werden und zerschellten. Viele Passagiere sprangen daher verzweifelt über Bord. Ein kleiner norwegischer Frachtdampfer, die Alaska, sollte die Rettung übernehmen, wurde dabei aber durch das stürmische Wetter massiv behindert. Der Versuch, die im Wasser treibenden Personen mit Seilen zu sichern, scheiterte. 260 der 345 Passagiere und Crewmitglieder, darunter der Kapitän Jean Paul Mantelet, kamen ums Leben. 29 der Überlebenden wurden von dem britischen Kriegsschiff Cowslip an Bord genommen, die anderen 56 von der Alaska. Für diese 56 Überlebenden sollte das Drama noch nicht vorbei sein.
Der zweite Schlag
Um exakt 00.03 Uhr am 31. Oktober wurde die noch mit der Rettung beschäftigte Alaska ebenfalls von einem Torpedo getroffen. Abermals brach Panik unter den Überlebenden der Président Doumer aus und die Besatzung des norwegischen Frachters hatte Mühe, die gerade Geretteten daran zu hindern, erneut die Rettungsboote zu stürmen oder über Bord zu springen. Die Alaska sank nicht. Am 11. November erreichte sie sicher den Hafen von Lissabon. Die anderen Überlebenden, die von dem britischen Kriegsschiff aufgenommen worden waren, gingen in Gibraltar an Land.
Die Opfer
Nur 86 der Opfer des Untergangs der Président Doumer sind mit Namen, Alter, Herkunft und Position an Bord bekannt und auf dem Tower Hill in London auf einer Gedenktafel verewigt. Bei den meisten Besatzungsmitgliedern, über die wir bis heute kaum etwas wissen, soll es sich um Männer aus Britisch-Indien, dem damals von Großbritannien beherrschten Territorium auf dem indischen Subkontinent, gehandelt haben. Das jüngste der bekannten Opfer ist der 18-jährige Franzose Sao Nguyem Van, der als Assistenzkoch auf dem Schiff diente. Ein weiteres sehr junges Opfer hieß Douglas Arthur Underhill. Er war 19 Jahre alt und stammte aus der englischen Grafschaft Nottinghamshire. Er war als einer der Artilleristen an Bord dafür zuständig, die Geschütze des Schiffes zu bedienen. Eine Liste der auf dem Tower Hill verewigten Opfer des Untergangs der Président Doumer findet ihr hier.
Bildinformation
Die hier verwendeten Fotos sind ausschließlich Symbolbilder.