Der Dachs und die Kelten

Der Dachs ist ein Säugetier aus der Familie der Marder und kommt besonders in Europa und Asien vor. Die Kelten waren eine europäische Volksgruppe der Eisenzeit, die sich vor allem über die Gebiete der heutigen Nationen/Regionen Schottland, Irland, Cornwall (England) und Bretagne (Frankreich) erstreckte, aber in ihrer Blütezeit fast in ganz Europa heimisch war.

Der Dachs und die Kelten

Anbetungswürdig

Eigentlich interessiere ich mich nicht so besonders für die Kelten. Für die Germanen ja, für die römische und griechische Antike sehr, aber mit den kühlen Kelten bin ich nie so richtig warm geworden. Deswegen ist es ganz gut, dass wir den kuscheligen Dachs dabei haben. Der hatte es mit den Kelten freilich auch nicht immer einfach. Sie sind ihm gewaltig auf die Pelle gerückt, aber nicht aus Antipathie. Im Gegenteil.

Dickkopf Dachs

DachsIm Volksglauben der keltischen Stämme nahm der Dachs eine positive Rolle ein. Die Dachse galten als hartnäckige und mutige Tiere, die sich nichts gefallen ließen und durchzusetzen wussten. Im schottischen Hochland inspirierte dies die Menschen dazu, Geldbeutel aus den Köpfen von Dachsen anzufertigen. Sie glaubten, dass ihre Münzen in diesen „Dickschädeln“ besonders sicher seien. Dass der deutsche Aktienindex an der Börse heute mit Dax abgekürzt wird, hat nicht das Geringste damit zu tun. Für die Dachse von damals standen die Aktien ohnehin schlecht.

Die Kelten waren nicht nur hinter den Köpfen der Dachse her. In einem keltischen Hügelgrab in Hochdorf im Landkreis Ludwigsburg wurden Überreste von Dachsfell als Auflage der Totenliege entdeckt. Das lässt darauf schließen, dass Dachsfell einen hohen Stellenwert besaß. Möglicherweise galt das Fell eines Dachses als Symbol für ewiges Leben, da Dachse Winterschlaf halten und somit im Frühling zu neuem Leben erwachen. Vielleicht hat der Verstorbene auch nur gerne Dachsfell getragen, weil es ihm gut gefiel oder er sich nicht traute, Jagd auf Bären zu machen. Manchmal sind die Antworten auf die Rätsel der Vergangenheit so pragmatisch wie das Leben in der Gegenwart.

Die keltischen Druiden, die wichtigsten Hüter der keltischen Religion, schätzten den Dachs ebenfalls. Sie nutzten die Körperflüssigkeiten männlicher und weiblicher Dachse, um daraus Heilmittel herzustellen. Da betrachtet man den Zaubertrank des ehrenwerten Druiden Miraculix doch gleich mit ganz anderen Augen.

Der Große Dachs

Die keltische Mythologie kennt einen Gott namens Moritasgus, den die Römer als eine Version von Apollon interpretierten. Moritasgus war ein Heilgott, dem die Kelten Gaben darbrachten, um für die eigene Gesundheit zu beten. Die meisten Experten gehen davon aus, dass der Name Moritasgus mit „Großer Dachs“ übersetzt werden kann. Darin spiegelt sich möglicherweise die Tatsache wider, dass Druiden Dachsflüssigkeiten für die Herstellung von Medizin verwendeten.

Der Dachs taucht in einigen keltischen Sagen auf, wie in der über König Tadhg mac Céin, dessen Name sich vom Wort für „Dachs“ ableitet und der deshalb in besonderer mystischer Verbindung zu diesem Tier stand. Als der Sohn des Königs den Namen seines Vaters verwendete, um einige Dachse aus ihrem Bau zu locken und für ein großes Fest zu schlachten, verfluchte Tadhg mac Céin ihn dafür.

In der Sage um die keltische Göttin Rhiannon taucht in Zusammenhang mit ihrem menschlichen Verehrer Gwawl, für den sie so gar nichts übrig hatte, der aber nicht locker lassen wollte (Dickkopf!), der Dachs auf. In einer Version der Geschichte verwandelte die Göttin den lästigen Mann schließlich in einen Dachs und warf ihn ins Meer. Dachse können übrigens schwimmen.

Literatur

Wer nun extreme Lust bekommen hat, sich näher mit dem Glauben der Kelten zu befassen, findet hier geeigneten Lesestoff:

  • Maier, Bernhard: Die Religion der Kelten: Götter, Mythen, Weltbild, 2001
  • Maier, Bernhard: Kleines Lexikon der Namen und Wörter keltischen Ursprungs, 2003

1 Response

  1. 12. Januar 2019

    […] – die Rolle des Dachses in der keltischen Mythologie – greife ich übrigens hier […]

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