Der Sommer ohne Sommerloch

In der Vergangenheit haben wir uns alle ganz gerne mal lustig gemacht über das so genannte „Sommerloch“, in welchem aufgrund fehlender Top-Nachrichten schon mal kuriose Provinzgeschichten die Schlagzeilen beherrschen durften. In diesem Jahr gibt es kein Sommerloch, nicht einmal die Illusion davon.

Sommerloch: Symbolbild

Gesucht: Der Ausgang

Natürlich stand die Welt noch nie still im Sommer. Dennoch waren in den letzten Jahren vor allem der Juli und der August Monate, in denen keine wichtigen politischen, wirtschaftlichen oder kulturellen Entscheidungen getroffen wurden und sich die Nachrichtenlage einigermaßen überschaubar gestaltete. Schließlich haben nicht nur Lehrer, Optiker, Versicherungsvertreter oder Zahnärzte Sommerurlaub, sondern auch wichtige Politiker, weniger wichtige Politiker, Journalisten, Fotografen und Sportler. So konnten Geschichten über ausgebüxte Kühe sehr viel Raum in den Medien einnehmen, zusammen mit lange vorher ausgearbeiteten Evergreens von Tipps gegen Mückenplage bis zu Rezepten für Cocktails. Es mag immer schon ein wenig Illusion im Sommerloch gesteckt haben, aber sie hat meistens ganz gut funktioniert. Dieses Jahr nicht.

Die Welt rast

Sommerloch: WeltDie Welt steht in diesem Sommer nicht nur nicht still, sie rast förmlich. Statt irgendwelche putzigen Stories oder Geschichten aus dem Archiv dominieren Meldungen von Anschlägen, Amokläufen, Putschversuchen und politischen Säuberungen die Nachrichten und Sozialen Medien. Urlaubsländer befinden sich plötzlich politisch und militärisch im Ausnahmezustand, wunderschöne Städte werden zeitweise abgeriegelt. Nicht wenige Politiker und Journalisten müssen ihren Urlaub abbrechen oder sich große Kritik gefallen lassen, wenn sie es nicht tun oder zumindest nicht sofort. Ein Sommerloch kann man aktuell nicht einmal mit sehr viel Fantasie noch finden.

Wird oder ist 2016 aus europäischer Sicht schon der schlimmste Sommer aller Zeiten? Der letzten 100 Jahre? Der letzten 20 Jahre? Wer will so etwas entscheiden? Auch die beiden Weltkriege haben sich über mehrere Sommer erstreckt. Im Juli 2005 gab es in London schwere Terroranschläge. Im Juli 2010 ereignete sich die tödliche Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg. Womit wir wieder bei der Illusion wären oder vielleicht eher bei der Haltbarkeit des Sommerlochs. Ein Ereignis kann genügen, um es zu zuschütten, nachdem es wochenlang vorhanden gewesen zu sein schien. 2016 hat es überhaupt nie angefangen, vielleicht zu existieren. Leider.

Trotzdem oder gerade deshalb: Genießt den Sommer. Auf das er bald wieder löchrig wird. 

1 Response

  1. Aras Orhon sagt:

    Manchmal will man einfach weg. Wir haben es versucht, den „Sommer“ hier in Deutschland zu erleben. Pustekuchen, er zeigt sich kaum. Wir haben uns hingesetzt, geträumt, an dem Gedanken gebastelt, wieder spontan nach Indien zu reisen und vielleicht andere zu inspirieren, es uns nachzumachen.

    Was in solchen Mußestunden entsteht? Sowas hier zum Beispiel: http://wegsite.net/indien-ist-fuer-alle-da-reisen-in-incredible-india/
    …. Flugtickets können wir uns später immer noch besorgen.

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