Der Name Egon war seit den Zeiten von DDR-Politiker Egon Krenz nicht mehr so oft in den deutschen Medien zu vernehmen wie rund um den 13. Januar 2017, als uns ein als Egon betiteltes Sturmtief kräftig Schnee mitbrachte. Die Egon’ische Schneemenge entsprach ungefähr der Schneemenge, die wir gerne jedes Jahr zu Weihnachten hätten.
Eigentlich mag ich Schnee. Er sieht nett aus, knirscht so schön unter den Füßen und macht die Welt irgendwie leiser und langsamer. Den Schnee beim Fallen zu beobachten hat eine nahezu hypnotische Wirkung. Er kann allerdings auch zu einem echten Problem werden, zum Beispiel dann, wenn man mit der Bahn nach Hause fahren muss oder sich auf dem Schulhof eine Schlacht liefert, bei der die falschen Personen ins Kreuzfeuer geraten.
Hilfe, Schnee!
Vor einigen Jahren hat mich ein Schneesturm im wahrsten Sinne des Wortes kalt erwischt. Die Bahn fuhr nicht mehr, der als Ersatz zur Verfügung gestellte Bus steckte zeitweise in einer Schneewehe fest oder kam wegen gesperrter Autobahnabschnitte nicht voran. Da saß ich nun mit viel zu vielen wildfremden Menschen in einer heillos überfüllten Blechdose mitten im weißen Nirgendwo. Ohne Klo. Wobei der Busfahrer zwischenzeitlich auf die Idee kam, doch mal anzuhalten für Leute, die austreten wollen. Nett. In einen Schneesturm hinauszugehen, wohlwissend, dass niemand im Bus mich kennt und es kein Mensch bemerkt, ob ich wieder an Bord bin oder nicht, wenn die Reise weitergeht, erschien mir allerdings etwas riskant. Vergessen zu werden bei Minustemperaturen und Sichtweiten von wenigen Zentimetern war nie so wirklich etwas, dass ich unbedingt mal erleben wollte. Was ein mittelschweres Desaster! Ein gewisses deutschen Bahnunternehmen, ich nenne natürlich keine Namen, hätte die Organisation auch gleich einem Schneemann überlassen können.
Noch weiter zurück liegt eine Begebenheit, bei der ein Schneeball die falsche Richtung genommen hat. Ich weiß das, denn ich habe ihn geworfen. Damals lieferten sich zwei Gruppen auf dem Schulhof in der Pause eine Schneeballschlacht. Ich gehörte zur Gruppe, die mit dem Rücken zum Schulgebäude „verteidigte“. Alles war Okay, wir hatten einen recht hohen Schneewall als Deckung – und dann kam eine Lehrerin des Weges. Mein frisch geworfener Schneeball traf sie voll am Kopf. Es war meine Englischlehrerin. Sie reagierte wütend, wirklich wütend. Sie wollte sofort wissen, wer der Absender dieser eiskalten Botschaft war. Ich meldete mich nicht. Mir war damals sofort klar, dass ich die Übeltäterin bin, aber ich hatte nie die Absicht gehabt, sie zu treffen, ich hatte sie nicht einmal gesehen. Ich fürchtete aber, dass sie mir das nicht glauben würde. Deswegen lüfte ich dieses dramatische Geheimnis erst jetzt.
Juhu, Schnee!
Welche Erinnerungen verbinde ich noch mit Schnee? Als Kinder haben wir an Neujahr oft Silvesterknaller in den Schnee gesteckt, um eine „Schneexplosion“ auszulösen. Schneemänner habe ich gebaut (oder bauen lassen, meist war ich die Architektin, nicht das ausführende Organ), Schlitten bin ich gefahren und Schnee-Engel habe ich ebenfalls gemacht. Eigentlich das ganze Paket. Nicht, dass es in meinen jungen Jahren in jedem Winter meterhohen Schnee gab, meine Kindheit war schön, aber kein Werbefilm für Zeitreisen in die 80er und 90er, dennoch kann ich mich an einige recht weiße Winter erinnern.