Donald Trump twittert. Viel. Er twittert gegen die Medien, politische Gegner und Staatschefs anderer Länder. Er twittert über wirtschaftliche Deals, seine Familie und über die wirtschaftlichen Deals seiner Familie. Dabei nimmt er wenig Rücksicht darauf, dass er quasi direkt aus der Schaltzentrale der Macht schreibt. Als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.
Trump hier, Trump da, Trump überall. Natürlich kann man genervt darüber sein, ständig von diesem Mann lesen zu müssen. Nur lässt sich nicht bestreiten, dass der US-Präsident nicht irgendwer ist und es noch nie einen US-Präsidenten wie Donald Trump gab. Er ist eine Ausnahmeerscheinung mit dem Hang zu Ausfallerscheinungen. Alles, was er sagt, schreibt und tut und wie er es sagt, schreibt und tut polarisiert oder provoziert die Menschen. Es regt allerdings auch viele Menschen zu einer im wahrsten Sinne politisch unkorrekten Kreativität an.
A statement by the President
Zurück zu Twitter. Der Kurznachrichtendienst war nicht als politische Plattform geplant und steht doch immer öfter im trügerischen Rampenlicht der Weltpolitik. Präsident Trump oder wahlweise ein von ihm dafür bezahlter Mitarbeiter feuert in nicht mehr als 280 Zeichen pro Tweet Meinungen und Eindrücke in die Welt. Dazu zählen Perlen wie „Do you notice we are not having a gun debate right now? That’s because they used knives and a truck!“. Kurze Zeit später hat ein Mann in den USA an seinem ehemaligen Arbeitsplatz um sich geschossen und mehrere Menschen getötet. Zwischen diesem Vorfall und Mr. Trumps Tweet besteht voraussichtlich kein kausaler Zusammenhang, aber es verdeutlicht die Brisanz dieser ungefilterten Textnachrichten, mit denen der nominell mächtigste Mann der Welt eben jene beglückt. Diese Tweets haben nicht die Aufmachung offizieller Statements, aber sie kommen vom Präsidenten, sie werden von Millionen von Menschen gesehen und anschließend weltweit zitiert, da noch zu behaupten, sie wären irgendwie losgelöst vom Amt, ist Augenwischerei.
Am 4. Juni 2017 ist ein neuer Twitter-Account gestartet, der Tweets von Donald Trump in die Form offizieller Meldungen aus dem Weißen Haus überträgt. Real Press Sec. nennt sich dieses kleine Experiment, das schon nach kurzer Zeit gar nicht mehr so klein war. Schon nach drei Tagen hatte der Account 98.000 Follower! Entwickelt wurde das Projekt von Russel Neiss, einem Aktivisten und Computerexperten aus St. Louis, dessen programmierter Bot den Twitter-Kanal des US-Präsidenten alle 5 Minuten checkt, um die dort erscheinenden Kurzmitteilungen als vermeintliche Bekanntmachungen aus dem Weißen Haus zu verteilen.
Der Präsident hat damit unfreiwillig seinen eigenen Twitter-Pressesekretär, der die Absurdität hervorhebt, die Trumps Twitter-Leidenschaft umgibt. Der Real Press Sec. veranschaulicht, wie wenig sich Trumps kurze Auslassungen dazu eignen, als offizielle Statements des Weißen Hauses zu fungieren und doch sind es nun einmal Botschaften des amerikanischen Präsidenten an sein Volk – und den Rest der Welt.