Es hört niemals auf. Egal, wie viele schreckliche Songs wir bei Spotify entdecken, es gibt immer noch mehr. Sie lauern auf Opfer. Mit der Klangästhetik einer Bahnhofstoilette bohren sie sich durch den Gehörgang direkt ins Gehirn. Ihre Schrecklichkeit ist dabei ausgesprochen variabel. Sie reicht von idiotischen, wirren Texten bis zu trommelfellzerfetzenden Sounds.
Nach den schlechtesten Songs auf Spotify und fünf miesen Liedern des Musikdienstes küre ich nun die fünf schrecklichsten Hits der Plattform. Um fair zu bleiben: Alle genannten Songs sind sowohl schlecht als auch mies und definitiv schrecklich. Ich versuche nur, etwas Abwechslung in die negativen Begrifflichkeiten zu bringen. Wem die von mir verrissenen Songs gefallen, bewegt sich vermutlich auf einer anderen Wellenlänge als ich. Das ist okay, denn wären wir alle auf einer Wellenlänge, müsste man dort Ampeln aufstellen.
5 schrekliche Songs auf Spotify
Platz 5: So Dem A Com von E-Type
Es fällt mir schwer zu sagen, welche Textzeile größere Kopfschmerzen bereitet, der Refrain „So dem a com“, die mehrfach wiederholte Zeile „rampam-zibbie-dibbie“, das zwischengeschobene „jah-jah-men“ oder der herauspossaunte „Jorghie-Porghie“. Dieser Song des schwedischen Musikers E-Type (eigentlich Bo Martin Erik Eriksson), der im skandinavischen Raum recht große Erfolge feiert, legt Nonsens auf einen Techno-Beat. Im direkten Vergleich mit den Gruselstücken auf den kommenden Plätzen würde ich diesen Track aus dem Jahr 1994 zwar noch als erträglich bezeichnen, doch gepaart mit großer Sinnlosigkeit besitzt er ein nicht zu unterschätzendes Nervpotential. Er erinnert uns lebhaft an das, was mit den 90ern nicht stimmte.
Platz 4: Say Please von Geof Johnson
Ich habe keine Ahnung, wer Geof Johnson ist, aber er fühlt sich dazu berufen, Kindern auf musikalischem Wege bessere Manieren beizubringen. Auf seinem Album „Good Habits“ aus dem Jahr 2002 besingt er unter anderem das Baden, das Zähneputzen, den Gehorsam gegenüber den Eltern, das selbstlose Teilen und diverse andere Verhaltensweisen, die Erwachsene von Kindern erwarten, ohne sie ihrerseits konsequent zu befolgen. Jeder einzelne dieser moralisch-albernen Songs war ein Kandidat für meine Anti-Liste, aber ich habe mich für „Say Please“, das „Sag Bitte und Danke“-Lied, entschieden. Warum? Weil dieser Song ganz grauenhafte Comicstimmen enthält, die Kindern die Worte „Bitte“ und „Danke“ in den Verstand hämmern sollen. Nun bin ich natürlich ganz und gar nicht die Zielgruppe dieses Songs, trotzdem möchte ich sagen: Nein, danke!
Platz 3: Table’s Clear von Paul Lansky
Wenn man die musikalische Pädagogik von Geof Johnson auf Platz 4 ignoriert und es Kindern erlaubt, mit dem Besteck auf Geschirr und Gläser zu trommeln, entsteht daraus so etwas ähnliches wie „Table’s Clear“. Das instrumentale Stück will uns in die Klangwelt eines Küchentisches entführen. Bei der Länge von mehr als 18 Minuten ist es allerdings eher eine ganze Kantine. Hier werden Geräusche zusammengefügt, denen eine Scheidung guttun würde, und zu einem bis Ultimo ausgereizten Song verarbeitet. „Table’s Clear“ wirkt weder entspannend noch belebend. Es macht bestimmt Spaß, so einen Sound zu fabrizieren, allerdings nicht so sehr, ihn zu hören.
Platz 2: Heinrich von The Tiger Lillies
Heinrich ist ein Deutscher Schäferhund, der „woof woof woof woof“ macht. Das offenbart uns dieser Song des britischen Trios The Tiger Lillies mit einer Gesangsstimme so hoch, dass sich Gläser vorsichtshalber selbst in Luftpolsterfolie einwickeln. Der groteske Stil der Band, die sich von der deutschen Musik der 1920er Jahre inspirieren lässt, ist das, was im diplomatischen Sprachgebrauch als „Geschmackssache“ bezeichnet wird. Ohne Deckmantel der Diplomatie handelt es sich um extrem schräge, anstrengende, unangenehme Musik, die nerven will und das mühelos schafft. Könnte ich „Heinrich“ einem deutschen Bürger der 1920er Jahre vorspielen, würde er die Zukunft für verrückt erklären, noch bevor er von selbstfahrenden Autos, intelligenten Kühlschränken und einer europäischen Union erfährt.
Platz 1: Burst Synapse von Full of Hell
Sowohl der Titel dieses Songs als auch der Name der Band überraschen mit schonungsloser Ehrlichkeit. Es stimmt tatsächlich, dass der Track die Synapsen im Gehirn explodieren lässt und der Hörer sich fühlt, als wären seine Ohren voller Hölle. „Burst Synapse“ ist einer dieser „WIR SCHREIEN GANZ LAUT INS MIKROFON“-Songs, die Düsternis und Schrecken verbreiten wollen, im Endeffekt aber einfach nur schrecklich stumpfsinnig sind. In gewissen Kreisen kommt diese Musik fraglos an – und da kann sie gerne bleiben.