Die Kamera Yashica Minister D ist ein Sonderfall unter meinen gesammelten Schätzen, da ich bei ihr sogar die originale Bedienungsanleitung besitze. Sie entstammt dem Nachlass eines Verwandten.
Der Name Yashica löst bei den meisten Lesern vermutlich kein sofortiges Klingeln aus. Der japanische Kamerahersteller, der 1949 gegründet wurde, existiert seit der Übernahme durch die Kyocera Corporation 1983 nicht mehr. Zwar brachte Kyocera noch einige Jahre Kameras unter dem Namen Yashica heraus, doch damit war Schluss, als das Unternehmen im Jahr 2005 die Produktion von Kameras endgültig einstellte.
Yashica Minister D
Die Yashica Minister D kam etwa um das Jahr 1963 herum auf den Markt. Sie ist eine Messsucherkamera, deren optischer Sucher über eine Scharfeinstellhilfe verfügt. Sie gilt als Vorläufer der Yashica Electro 35, der ersten elektronisch kontrollierten Kamera überhaupt. Wer einen so wegweisenden Nachfolger hat, kann selbst schnell in Vergessenheit geraten.
Es ist durchaus unterhaltsam und faszinierend, die Gebrauchsanweisung einer Kamera aus den 1960er Jahren mit den Anleitungen einer Kamera von heute zu vergleichen. Da moderne Kameras sehr viel mehr Funktionen haben, ist eine heutige Anleitung zumeist umfangreicher, kommt aber mit weniger handwerklichen Anweisungen aus, da bei der Technik von heute zumeist nur gilt: „Drücken Sie auf OK“. Dagegen heißt es bei der Yashica Minister D: „Deckelverriegelung in Pfeilrichtung stellen“, „Rückspulknopf herausziehen“, „Filmanfang in den Schlitz der Aufwickelspule einfädeln“, „Film durch einmaliges Durchziehen des Filmtransporthebels transportieren“ und „Rückspulkurbel aufklappen und langsam in Pfeilrichtung drehen“, um nur einige Passagen zu zitieren.
Recht amüsant sind außerdem die Anweisungen anno 1963, wie die Nutzer mit einer Kamera umzugehen haben: „[…] dicht ans Gesicht halten, die Ellenbogen in der Taille abstützen, damit ein Verwackeln verhindert wird.“ Heute kann sich jeder Amateur eine Kamera auf einem Bein stehend schräg über den Kopf halten und bekommt scharfe Bilder hin.
Vermutlich ist es mittlerweile zu spät, die Verantwortlichen freundlich, aber bestimmt auf die zahlreichen Rechtschreib- und Grammatikfehler in den deutschen Texten der viersprachigen Anleitung hinzuweisen. Was z.B. ist ein „Widerstard“ und was mache ich mit einem „Filmtransportheble“? Hingegen muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich bei den (korrekt geschriebenen) Begriffen „Blitzbirnen“ und „Kontaktnippel“ vielleicht keine so ganz erwachsene Ernsthaftigkeit bewiesen habe.
Anmerkung
Sollte sich jemand eine funktionstüchtige Yashica Minister D zugelegt haben in der Absicht, diese zu benutzen, aber die Gebrauchsanweisung nicht besitzen, kann er mich gerne kontaktieren. Ich gebe das Original zwar nicht her, aber eine Kopie zu machen ist nicht so schwierig. Aus nicht ganz geklärten Gründen besitze ich außerdem die Gebrauchsanweisung zum Schwestermodell Yashica Minister-700.