Wir schreiben das Jahr 1964. Die Welt befindet sich im Kalten Krieg und für die Menschen im Westen wird der eigene Fotoapparat von einem Luxusgegenstand langsam zu einem Standardgerät. Die Sowjetunion will und muss nachziehen. Sie entwickelt eine futuristisch anmutende Kamera, deren Stil noch ein halbes Jahrhundert später beeindruckt, während ihre Funktionsweise Kopfzerbrechen bereitet. Das ist die Geschichte der Zorki 10.
Die Zorki 10 erscheint wie der Must-Have-Fotoapparat aus einer fiktiven Zukunft, wie sie sich die Menschen in den 1960er Jahren vorgestellt haben. Der Begriff futuristisch taucht in allen Beschreibungen dieser Kamera auf, die von 1964 bis 1978 gefertigt wurde. Insgesamt entstanden in der damaligen Sowjetunion 332.144 Exemplare. In Deutschland kam die Zorki 10 unter anderem als Revue 10 auf den Markt, was vermutlich weniger russisch klingen sollte.
Geschmackvolle Umständlichkeit
Wer die Zorki 10 in die Hand nimmt, spürt sofort, etwas in der Hand zu haben. Ganz aus Metall gefertigt, bringt die mit Selenzellen betriebene Kamera stolze 750 g auf die Waage. Ihr Design und ihre Verarbeitung sind ihre großen Stärken, ihre Funktionalität ihre Achillesferse. Die Zorki 10 als erste vollautomatische Kamera, die in der Sowjetunion entwickelt und gebaut wurde, ist umständlich zu bedienen. Der Auslöser befindet sich direkt am Objektiv, der Spannhebel und das Bildzählwerk unten an der Kamera. Daran mussten sich westliche Fotoschaffende erst einmal gewöhnen.
Als reine Sammlerin alter Kameras, die diese lieber anschaut als anwendet, spreche ich nicht aus Erfahrung, was die Bedienung der Zorki 10 betrifft, doch finden sich dazu im Internet einige interessante Berichte. Einen dieser Beiträge mit vielen Fotobeispielen findet ihr hier. Fast bekomme ich Lust, selbst zu versuchen, mit der Zorki 10 Bilder zu machen, doch mit solchen Experimenten habe ich selten Glück. Vermutlich löse ich damit nur einen neuen Kalten Krieg aus.
Der Hersteller der Zorki 10 war das Unternehmen Krasnogorski Mekhanicheskii Zavod, kurz KMZ, das bis heute optische Produkte entwickelt und unter anderem das russische Militär beliefert. Dem im Jahr 1942 gegründeten Unternehmen ist es gelungen, den Zerfall der Sowjetunion zu verkraften und verschiedene Nischenmärkte zu bedienen. KMZ hat seinen Sitz in der russischen Stadt Krasnogorsk.