Früher waren alle Kameras groß, klobig und schwer. Wahr oder falsch? Eindeutig falsch. Obwohl … sagen wir besser, es kommt darauf an, wie wir „früher“ definieren. In den 1930er Jahren konnten Kameras schon richtig schnuckelig sein und locker Platz in der Jackentasche finden.
Die Zeiss Ikon Baby Box Tengor ist die kleinste Kamera in meiner Sammlung. Sie wurde von 1931 bis 1937 in mehreren Ausführungen in Dresden produziert. Die kleine Boxkamera macht Bilder im Format 30 x 40 mm auf 127er Rollfilm. Ihr Minimalismus kann als Ausdruck der schwierigen weltwirtschaftlichen Lage in den Jahren nach dem Börsencrash von 1929 verstanden werden, diese Kamera richtete sich aber zugleich bewusst an junge Fotografen, vor allem an Kinder und Jugendliche.
Der Knirps
Natürlich passt in die Zeiss Ikon Baby Box Tengor nicht viel Technik. Sie ist daher nicht nur klein, sondern auch federleicht. Statt über einen Brillantsucher, wie er üblicherweise bei Boxkameras verwendet wurde, verfügt sie über einen ausziehbaren Rahmensucher, der den Fotoausschnitt begrenzt. Die knirpsige Kamera lässt sich wesentlich effektiver im Quer- als im Hochformat verwenden, besonders ohne Stativ.
Meine Zeiss Ikon Baby Box Tengor hat die letzten 70 Jahre nicht ganz unbeschadet überstanden, was allerdings nicht mir anzukreiden ist. Seit sie bei mir lebt, geht es ihr fantastisch. Sie hat jedoch eine sichtlich lange Reise hinter sich und viele Macken und Schäden. Diese erschweren leider die Identifizierung, aber es handelt sich wohl um das Model 54/18 von ca. 1934.
Habe ich schon erwähnt, wie süss sie ist?