Wer tut was gegen meinen wie bitte? Den Satz „Die aufdringliche Katja tritt gegen deinen Rhododendron“ wird wohl in meinem ganzen Leben niemals jemand zu mir sagen. Ich kenne keine Katja, schon gar keine aufdringliche, und einen Rhododendron hatte ich, wie auch andere Sträucher, noch nie. Aber genau das ist so schön an den Zufallssätzen aus dem Generator: Sie zeigen neue Welten auf. Neue Welten mit pflanzentretenden Nervensägen.
Wem die Reizwortanalyse noch nicht anspruchsvoll oder inspirierend genug ist, der kann es einfach mit der Reizsatzanalyse versuchen. Die gibt es nicht wirklich und wird in keinem Deutschunterricht gelehrt, aber jeder Willige kann sie für sich selbst erfinden, dank des Internets sogar sehr bequem. Statt drei Zufallswörter zu sammeln, um daraus eine Geschichte, ein Gedicht, ein Lied oder eine andere Art von Beitrag zu stricken, lässt man sich einen Zufallssatz erstellen – mit dem Satzgenerator. Dieser erzeugt wunderbar absurde Sätze wie eben „Die aufdringliche Katja tritt gegen deinen Rhododendron“ oder auch „Wie kackt Wolframs Vermieter in der Kaserne?“ Das ist Poesie, Leute. Probieren wir gleich noch ein paar Sätze aus.
Heimtückisches Grillen und böses Gelb
Bruder Burghard ist der habgierigste Mönch im Kloster
Vermutlich haben Schriftsteller schon aus weniger Grundmaterial internationale Bestseller geschrieben. Mit diesem generierten Satz erhalten wir immerhin auf einen Schlag einen Protagonisten bzw. Antagonisten (Bruder Burghard), einen Handlungsort (Kloster) und eine Charaktereigenschaft (Habgier). Daraus lässt sich schon ein Krimi oder sogar Thriller konstruieren, zumindest eine Kurzgeschichte sollte möglich sein. Ich tendiere hier zu einer mittelalterlichen Story, in der Bruder Burghard am Ende stilgerecht auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird.
Heimtückisch kommt er beim Grillen an
Es gibt kaum etwas Schlimmeres als heimtückische Grillgäste. Die klauen einem die fertigen Würstchen vom Rost, tauschen den Medium-Senf gegen extrascharfen Senf aus und bringen ganz viel Brot und Salat mit, damit sich alle daran satt essen, statt das Fleisch zu genießen. Zu diesem Problem müssen dringend mehr Fachartikel erscheinen.
Er umarmt seine Pinie
An jedem 25. April feiern wir in Deutschland den Tag des Baumes. Nicht nur dann, aber an diesem Tag ganz besonders, sollten wir nicht zu schüchtern sein, eine Pinie zu umarmen. Oder eine andere Baumart. Eine solche Pinienumarmung ist definitiv umweltfreundlicher als einen Rhododendron zu treten. Offensichtlich legt sich so ein Satzgenerator nicht auf eine Seite fest, er überrascht mit Sätzen über Pflanzenhassern ebenso wie mit Sätzen über Naturliebhaber.
Gelb ist eine böse Farbe
Wirklich? Das überrascht mich etwas, gilt Gelb doch gemeinhin als hell und freundlich, andererseits waren mir Postautos schon immer etwas suspekt, ganz zu schweigen von Zitronen, die ständig grundlos sauer sind. Gelb ist bekanntlich die Hausfarbe von Marken wie IKEA, Lidl, ADAC und UHU sowie von der FDP. Auch amerikanische Schulbusse und New Yorker Taxis sind traditionell gelb. Da kommt schon was zusammen. Farben und ihre Wirkung auf Menschen sind definitiv ein interessantes Thema, mit dem sich die schreibende Zunft auf verschiedene Weise befassen kann. Wenn ihr gute Argumente dafür vorbringen könnt, warum Gelb doch nicht so nett ist, wie alle denken, dann nur zu.
Lukes Interessen sind Hörspiele, Gedichte schreiben, Bananenanbau, Festivals und Wolkenkratzer-Klettern
Luke scheint eine interessante Persönlichkeit zu sein. Man trifft nicht oft Menschen, die in ihrer Freizeit mit selbstangebauten Bananen als Proviant riesige Wolkenkratzer hochklettern, während sie Hörspiele hören und im Geiste Gedichte über Festivals ersinnen. Mit seiner ungewöhnlichen Mischung aus intellektuellen, sportlichen und botanischen Hobbys eignet sich Luke als Hauptfigur für Geschichten verschiedenster Genres. Der Faktor Realismus ist hier möglicherweise etwas problematisch, aber davon muss sich niemand bremsen lassen.
Sätze auf eigene Gefahr
Die Sätze, die der Satzgenerator ausspuckt, sind nicht nur zuweilen sehr skurril, sondern mitunter leicht jugendgefährdend. Die Programmierer haben einige Verben und Adjektive integriert, die es nicht unbedingt gebraucht hätte, aber offenbar notwendig sind, um auch Menschen mit weniger reifem Humor anzusprechen. Damit will ich nicht per se ausschließen, dass solche Sätze inspirierend sein können. Fragt sich nur für was.