Dieser Beitrag hat 401 Wörter. Die musste ich nicht einmal selbst zählen, das macht der Computer schon von ganz alleine. Statt etwas mit 401 Wörtern zu vermitteln, könnte ich es auch einfach mit der Zahl 401 ausdrücken – oder einer anderen Zahlenkombination. Das ist das Grundprinzip von Timerio, einer auf Zahlen basierenden Sprache, die 1921 von einem Berliner Architekten entwickelt wurde. Nach ihm, einem gewissen Herrn Tiemer, ist die Sprache benannt.
Die verflixte 7
Timerio ist eine so genannte Plansprache, die als solche künstlich geschaffen wurde, um die internationale Kommunikation zu erleichtern. In diesem Fall handelt es sich um eine reine Schriftsprache, denn in Zahlen zu sprechen wäre echt ein bisschen albern.
1-80-17
„Ich liebe dich“. Das können wir, im deutschen Sprachgebrauch, mit diesen drei Wörtern kommunizieren oder weltweit schlicht mit der Kombination 1-80-17. Timerio basiert auf der Annahme, dass zum gegenseitigen Austausch von Informationen und Nettigkeiten erst einmal 7000 Begriffe genügen. Entsprechend wurden diesen 7000 Begriffen eigene Zahlen zugeordnet. Es ist allerdings nicht überliefert, ob Herr Tiemer tatsächlich von 1 bis 7000 gekommen ist.
Für welche Worte die Zahlen 1, 80 und 17 stehen ist ja bereits deutlich geworden. Andere Beispiele: 30 steht für schreiben, 980 für Brief und 6215 für Vater. Wenn ich nun aber ausdrücken will, dass ich meinem Vater einen Brief geschrieben habe und ihm nicht gerade in diesem Moment einen schreibe oder in der Zukunft schreiben werde, brauche ich eine Grammatik. Die besitzt Timerio ebenfalls.
Um beispielsweise die Vergangenheit auszudrücken, wird die entsprechende Zahl unterstrichen. 1-30 heißt also „Ich schrieb“. Das ist noch relativ einfach. Ich schrieb aber nicht einen Brief, sondern mehrere Briefe. Ich brauche den Plural. Kein Problem, dazu wird die Zahl einfach hoch 2 gesetzt. Aus 980 für Brief wird demnach 980² für Briefe. Aber Moment, wie soll ich kommunizieren, dass ich drei Briefe geschrieben habe, wenn die Zahl 3 schon eine zugeordnete Bedeutung hat? Auch daran wurde gedacht: Eine Zahl, die wirklich als Zahl gemeint ist, wird in Klammern gesetzt. 1-30-(3)-980² bedeutet folglich „Ich schrieb drei Briefe“. Und wem schrieb ich sie nochmal? Genau, dem Vater. Ich muss jetzt noch deklinieren. Das wird mit Hilfe römischer Zahlen erledigt. Am Ende sieht der Satz „Ich schrieb dem Vater drei Briefe“ dann so aus:
1-30-6215III-(3)-980²
Entschuldigung, aber ich glaube, das ist Mathe. Wenn ich drei Briefe auf diese Weise schreiben wollte, wären sie, bis sie in die Post kämen, schon antik. Ganz zu schweigen davon, dass ich vermutlich keinen einzigen Satz richtig geschrieben (oder gerechnet) hätte. Danke, ich bleibe bei den Wörtern.
"Man muss nicht in der Bratpfanne gelegen haben, um über ein Schnitzel zu schreiben" lautet ein Zitat von Maxim Gorki, das mich persönlich immer sehr angesprochen hat. Ich schreibe gerne über Zeiten, die ich nicht miterlebt habe, und Dinge, die nicht Teil meines täglichen Lebens sind, mich aber faszinieren, erstaunen oder mir einfach bemerkenswert erscheinen. Ich schreibe über Geschichte & Geschichten, über Mythen, Kultur und die Faszination des Vergangenen in der Gegenwart, die sich bei mir z.B. im Sammeln von alten Kameras und Fotos widerspiegelt. Natürlich mag ich auch einfach Filme, Fernsehserien, Musik und Belletristik. Es muss nicht immer Goethe sein. Nebenbei fotografiere ich gerne und liebe das Internet. Die Bratpfanne, die mein Leben ist, hat manchmal eben auch Interessantes zu bieten. Alles 100% werbefrei und meine eigenen Ansichten widerspiegelnd.
