Startpunkt ist Brazzaville, der Zieleinlauf erfolgt in Hannover. Solche Irrwege sind nur mit dem unnützen Wissen möglich, das in der 34. Ausgabe außerdem Abstecher nach Spanien, Frankreich und Hollywood macht. Mit im Gepäck befinden sich eine ganze Reihe von Tieren, eine unglückliche Namenswahl und ein Buch mit einem langen Titel, der schon fast seinen eigenen Koffer benötigt.
UNNÜTZES WISSEN 242 bis 247
242
Die Hauptstadt der Republik Kongo, Brazzaville, ist nach dem französischen Marineoffizier Pierre Savorgnan de Brazza benannt, der italienischer Abstammung war.
Habt ihr auch gerade gemerkt, dass ihr bisher gar nicht wusstet, wie die Hauptstadt der Republik Kongo heißt? Das ist wahrlich keine Schande, zumal es zwei Kongos gibt: die Republik Kongo, die in Anlehnung an ihre Hauptstadt auch als Brazzaville-Kongo bezeichnet wird, und die Demokratische Republik Kongo, die zumeist gemeint ist, wenn jemand vom Kongo spricht. Das ist ganz offiziell kein Standard-Wissen. Wer aber war nun Pierre Savorgnan de Brazza? Als französischer Offizier unternahm er Forschungsreisen nach Afrika und errichtete am Ufer des Flusses Kongo Handelsposten. Einer davon war die spätere Hauptstadt Brazzaville. Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Kolonialisten in Afrika zu jener Zeit soll sich Brazza durch Gewaltlosigkeit hervorgetan haben und wird bis heute verehrt, wenngleich dies nicht unumstritten ist.
Übrigens: Pierre Savorgnan de Brazza starb 1905 im Senegal an Fieber. Nachdem er zunächst in Paris bestattet wurde, ließ seine Witwe ihn 1908 aus Unzufriedenheit mit dem Verhalten französischer Politiker in die algerische Hauptstadt Algier überführen. 2006 gelangten seine Überreste nach Brazzaville.
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Im 18. Jahrhundert tourte der niederländische Schausteller Douwe Mout van der Meer mit einem Nashorn namens Clara durch Europa und löste zeitweise eine richtige „Rhinomanie“ aus. Clara-Souvenirs und sogar Fläschchen mit dem Urin der Nashorn-Dame fanden reißenden Absatz.
Clara ist nur eines von vielen Tieren des afrikanischen Kontinents, die in früheren Jahrhunderten als Attraktionen durch Europa tingeln mussten. In der Regel wurden sie völlig artfremd gehalten. Zwischen 1746 und 1758 gelangte Clara nach Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, in die Schweiz und nach England. Wie weit ihr Urin so herumgekommen ist in der Welt, möchte ich gar nicht wissen.
Übrigens: Douwe Mout van der Meer hieß Douwe Mout, bis er 1746 in den Adelsstand erhoben wurde. Sein Sterbedatum ist nicht genau bekannt, häufig wird das Jahr 1775 angegeben.
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Der kleine spanische Ort Castrillo Mota de Judíos („Judenhügel“) hieß für mehrere Jahrhunderte Castrillo Matajudíos („Judentöter). Diesen unrühmlichen Namen ließen die knapp über 50 Einwohner 2015 per Volksentscheid ändern.
Wie die Ortschaft zu dem Namen Castrillo Matajudíos („Judentöter) kam, nachdem sie zuvor schon einmal Castrillo Motajudíos („Judenhügel“) hieß, ist umstritten. Als historisches Ereignis wird ein Massaker angeführt, das im 11. Jahrhundert stattgefunden haben soll. Möglicherweise entstand aus Castrillo Motajudíos nur versehentlich Castrillo Matajudíos. Vielleicht aber auch nicht.
Übrigens: Für die Umbenennung, die genau genommen eine Rückbenennung ist, gab es 29 Ja- und 19 Nein-Stimmen.
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Der Film „Roar“ aus dem Jahr 1981 erhielt den Zusatz „gefährlichster Film, der je gedreht wurde“. Tatsächlich erlitten mehrere Schauspieler und Crewmitglieder während der Dreharbeiten mit wilden Tieren zahlreiche Verletzungen wie Kratzer, Schürfwunden, Prellungen und Knochenbrüche. Die Zahl der Menschen, die verletzt wurden, soll zwischen 70 und 100 liegen.
Gelohnt haben sich die Schmerzen nicht. Der Film, der in Deutschland als „Roar – Die Löwen sind los“ und „Roar – Ein Abenteuer“ lief, floppte. Bei Kosten von 17 Millionen Dollar spielte er nur rund 110.000 Dollar ein. Damit gilt er als einer der größten Filmflops der Kinogeschichte. Das tut richtig weh.
Übrigens: Die einzigen professionellen Schauspieler in dem Film waren Tippi Hedren und Melanie Griffith.
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Der Begriff „Orthopädie“ wurde geprägt von dem französischen Mediziner Nicolas Andry de Boisregard, der 1741 das Buch „L’Orthopédie ou l’art de prévenir et de corriger dans les enfants les difformités du corps“ veröffentlichte. Da Andry de Boisregard auch als Experte für Darmkrankheiten bekannt war, trug er den Spitznamen „Wurmdoktor“.
Nur weil Französisch eine schöne Sprache ist, muss der Buchtitel ja nicht gleich so lang sein. Zum Glück dürfen wir heute einfach „Orthopädie“ sagen, wenn wir von Orthopädie sprechen. Nicolas Andry de Boisregard wurde 1658 in Lyon geboren und starb 1742 in Paris. Der „Wurmdoktor“ war im Laufe seines Lebens dreimal verheiratet und hatte dennoch genug Zeit, die Geschichte der Medizin mitzugestalten. Dabei wollte er ursprünglich Theologe werden!
Übrigens: In Deutschland erschien „L’Orthopédie ou l’art de prévenir et de corriger dans les enfants les difformités du corps“ unter dem Titel „Orthopädie, oder die Kunst, bey den Kindern die Ungestaltheit des Leibes zu verhüten und zu verbessern“.
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Für die Region Hannover steht ein Wolfs-Rettungswagen bereit, der bei Unfällen verletzte Wölfe in Sicherheit bringen soll. Der Spezialanhänger aus Aluminium wurde 2017 angeschafft.
Der Wolfs-Rettungswagen erhielt im „Schwarzbuch 2018/2019“ einen Eintrag als besonders unnötige Verschwendung von Steuergeldern, zusammen mit anderen Perlen wie einer Brücke für den landwirtschaftlichen Verkehr, die von Landmaschinen nicht befahren werden kann.
Übrigens: Die Anschaffung des Krankenwagens für Wölfe hat den Steuerzahler 11.000 Euro gekostet.