Seit dem Animationshit „Sausage Party – Es geht um die Wurst“ aus dem Frühjahr 2016 mag sich der eine oder andere Filmfan in heimlichen Sekunden fragen, ob unsere Lebensmittel tatsächlich Gefühle haben und Schmerzen empfinden, wenn wir sie aufschneiden, kleinhacken, ausnehmen, braten, kochen und letztendlich mit unseren Zähnen zermahlen. Ein Mann hat sich darüber bereits vor einem halben Jahrhundert Gedanken gemacht – und es untersucht.
L. Ron Hubbard, erfolgloser Autor, aber erfolgreicher Sektenführer, dessen „Kirche“ Scientology bis heute unzählige Anhänger hat, entwickelte in den 1960er Jahren einen Elektrometer, der das Schmerzempfinden von Tomaten ermitteln sollte. Nein wirklich, von Tomaten! Mr. Hubbard kam zu dem Ergebnis, dass Tomaten Schmerzen spüren und sogar schreien, wenn sie in Scheiben geschnitten werden. Womöglich sogar, wenn wir sie würfeln, aber wer würde so etwas Unmoralisches schon tun?
Schreiende Tomaten
Der ominöse Elektromesser hat also herausgefunden, dass Tomaten Schmerzen empfinden, obwohl sie kein Nervensystem haben, nicht über Sinnesrezeptoren verfügen und kein Gehirn ihr Eigen nennen. Sie können außerdem auf einer für das menschliche Ohr unhörbaren Frequenz schreien, ohne dafür Lungen zu benötigen. Tomaten sind entweder das größte Wunder auf diesem Planeten oder der Elektromesser arbeitet nicht ganz zuverlässig. Letzteres würde erklären, warum der Tomatenschmerzmesser bis heute nicht als Must-Have neben dem Obst- und Gemüseregal im Supermarkt angeboten wird.
Es gibt zwar fachlich etwas fähigere Menschen, die sich ernsthaft mit der Frage auseinandersetzen, ob und was Pflanzen fühlen, aber keiner und damit meine ich wirklich niemand hat bei Tomaten oder anderen pflanzlichen Produkten, die nicht in einem Hollywood-Film mitspielen und darin Menschen verspeisen, bisher ein Ich-Bewusstsein entdecken können.
Es drängt sich bei dieser Erfindung von Mr. L. Ron Hubbard zudem die Frage auf, warum er sein Messgerät nur für Tomaten erfunden hat. Was ist mit Gurken? Oder Zwiebeln? Oder Kartoffeln? Sind diese pflanzlichen Produkte komplexer als Tomaten, so dass es zu schwer ist, ein Gerät für sie zu entwickeln, oder sind sie umgekehrt viel primitiver als Tomaten? Sind Tomaten womöglich die Sensibelchen der Gemüsewelt mit einer überproportional hohen Empfindsamkeit? Werden sie deswegen von den Zucchinis gemobbt?
Die Rache der Tomaten
Stellen wir uns doch mal, nur so zum Spaß, vor, ein Schmerzempfinden von Tomaten würde wissenschaftlich einwandfrei nachgewiesen werden. Viele Vegetarier und Veganer verfielen in eine Sinneskrise, Pizzerien hätten massive Einbußen zu befürchten, die Mozzarella-Produktion könnte gleich gestoppt werden. Angesichts solcher Folgen ist es wohl besser, wir lassen den Tomatenschmerzmesser für immer im Museum der kuriosen Erfindungen, die kein Mensch (oder Gemüse) braucht.