Als Kind der 1990er Jahre, das sehr früh Interesse an Multimedia entwickelt hat und noch vor der Pubertät sowohl einen eigenen Fernseher als auch einen Computer besaß, musste ich mir von Erwachsenen so einige Male anhören, dass diese Flimmerkisten meinen Augen und meinem Kopf schaden würden. Hätte ich damals schon vom Swing Wing gewusst, wäre das eine gute Ausgangsbasis für Diskussionen darüber gewesen, wie gesund das nicht-elektronische Spielzeug in der „guten alten Zeit“ für Kindergehirne wirklich war.
In den 1950er und 1960er Jahren drehte sich die Erde wie gewohnt um die Sonne, nur drehte die halbe Menschheit ihre Hüften mit. Der Hula Hoop lag voll im Trend. Diese dünnen Reifen, die sich um den Körper kreisen lassen, was vorwiegend um die Hüfte geschieht, sind bis heute sehr bekannt, haben aber nicht mehr den Stellenwert von einst. Ausgelöst worden war der Trend 1958 von der Spielzeugfirma Wham-O Corp. aus Kalifornien, die bald richtig viel Geld damit verdiente. Das brachte ein anderes Unternehmen aus der Spielzeugbranche, die New Yorker Firma Transogram Games, auf die Idee, im Jahr 1965 ein Konkurrenzprodukt einzuführen. Nach kurzer Zeit verschwand dieses wieder aus dem Handel und geriet in Vergessenheit, bis in den 2000er Jahren das Fernsehen und das Internet auf das Produkt aufmerksam wurden und es den Menschen als eines der schlechtesten und gefährlichsten Spielzeuge aller Zeiten in Erinnerung riefen. Der Name dieses Produkts: Swing Wing. A what?
Schwing den Swing Wing
Was haben die sich bloß dabei gedacht? Der Swing Wing wurde auf dem Kopf getragen und durch das Vor- und Zurückbewegen des Kopfes und des Nackens herumgewirbelt. Anders als die kreisenden Hüften beim Hula-Hoop sah das nicht nur so furchtbar aus, dass Eltern von heute ihren Kindern lieber noch drei Videospiele mehr kaufen würden, es war auch in jeder Hinsicht ungesund. Das Gerücht, die Swing Wings seien aus den Läden verbannt worden, da sie zu schweren Nackenschäden bei Kindern geführt hätten, lässt sich zwar nicht mehr belegen, doch ist heute keine medizinische Ausbildung notwendig, um zu erahnen, dass der häufige Gebrauch dieses Spielzeugs ernsthafte Folgen bis hin zu Hirnblutungen haben konnte.
Kurzfristige Auswirkungen des Spielens mit einem Swing Wing dürften Schwindelgefühle sowie Kopf- und Nackenschmerzen gewesen sein, die allein schon erklären würden, warum sich dieses Spielzeug nicht durchsetzte. Für den Hersteller Transogram Games war der Swing Wing definitiv ein Fehlschlag, der den Anfang vom Ende bedeutete. Die Firma ging 1971 bankrott.
It’s a What?
In erster Linie vom Swing Wing geblieben ist ein Werbespot mit der Catchprase „It’s a what?“ und beschwingter Musik, die einen ärgerlichen Ohrwurm auslösen kann. Die armen Kinder in diesem Werbeclip sehen aus, als hätten sie neurologische Anfälle oder würden für Statistenrollen in einem Zombiefilm trainieren. Funfact: Einer der berühmtesten Zombiefilme aller Zeiten, „Die Nacht der lebenden Toten“, kam nur drei Jahre später heraus. Der Affe und der Elefant als Nebendarsteller in diesem Werbespot hätten damals vielleicht als subtile Warnung vor möglichen Halluzinationen interpretiert werden sollen.