Am 11. Februar morgens vor dem Kleiderschrank zu stehen ist purer Luxus. Man muss sich keine Gedanken machen, welches Oberteil zum Wetter, zur Stimmung oder zur Handtasche der Kollegin im Büro gegenüber passt, es wird einfach ein weißes Shirt getragen. Am 11. Februar ist der alljährliche White Shirt Day.
Das Kalenderjahr ist vollgepackt mit kuriosen Feiertagen, für die kein Arbeitgeber der Welt auch nur eine freie Minute vorgesehen hat. So wird am 4. März der Scrapbooking-Tag begangen, der 1. August ist der Welt-Mittelfingertag und am 27. November feiern wir den Tag des Streichholzes. Im Gegensatz zu den meisten dieser eigenwilligen Feiertage sind die Hintergründe des White Shirt Days allerdings durchaus ernst.
Die Große Depression
Der New Yorker Börsencrash im Oktober 1929 stürzte die USA (und den Rest der Welt) in eine schwere Wirtschaftskrise. Diese Great Depression hielt die Vereinigten Staaten über den Großteil der 1930er Jahre in ihrem Würgegriff. Wer einen Job hatte, konnte sich glücklich schätzen – und sollte gefälligst seinen Mund halten und gefügig sein. So handhabte es unter anderem der im Bundesstaat Michigan beheimatete Automobilkonzern General Motors, der nur ausgewählte, auf Linie gebrachte Firmengewerkschaften akzeptierte.
Wer versuchte, bei General Motors für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne einzutreten, musste sich nicht über den Besuch bezahlter Schlägerbanden wundern. Die Justiz war keine Hilfe, dazu standen Polizei, Anwälte und Richter zu sehr unter dem Einfluss des Großkonzerns. Trotz dieser gefährlichen Lage gründeten im Jahr 1936 einige mutige Arbeiter ihre eigene Gewerkschaft, die United Automobile Workers (UAW).
Die UAW organisierte einen Sitzstreik der Arbeiter von General Motors, der über sechs Wochen andauerte. General Motors gab schließlich am 11. Februar 1937 nach und akzeptierte die UAW als Gewerkschaft und Verhandlungspartner. Dies war ein großer Erfolg für die Arbeiter und für die Rechte von Gewerkschaften in den USA allgemein.
Sauber bleiben am White Shirt Day
Der White Shirt Day am 11. Februar erinnert an den erfolgreichen Streik und feiert die Rechte der Arbeiter sowie den Erfolg, den eine starke und mutige Gemeinschaft gegen „die da oben“ erzielen kann. Wie zelebriert man den White Shirt Day? Jeder Arbeitnehmer trägt ein weißes T-Shirt, das nicht dreckiger werden darf als das Oberteil des Chefs. Eine weiße Bluse wird ebenfalls akzeptiert.
Ich würde ja mitmachen, aber weder besitze ich ein rein weißes Oberteil, noch halte ich es für wahrscheinlich, dass es mir gelingen würde, ein solches sauber zu halten. Dann doch lieber der Unsichtbarkeitstag am 11. April, da kann weniger schief gehen.
Anmerkung
Dieser Beitrag wurde aktualisiert. Er erschien ursprünglich am 9. Februar 2017.