Vielleicht ist der Valentinstag nur eine große Verschwörung des Blumenhandels und der Süßwarenindustrie, doch Paare hat es wirklich schon immer gegeben. Bester Beweis hierfür ist die Tatsache, dass die Menschheit nach wie vor existiert. Alte Paarfotos zeugen von der Zweisamkeit vergangener Tage, von der Liebe in Zeiten der … nicht der Cholera, aber nur ein kleines bisschen später.
Alte Paarfotos variieren sehr stark auf einer Skala zwischen todernst und vollkommen albern. Bei manchen dieser Aufnahmen weiß der moderne Betrachter nicht so recht, ob die beiden abgebildeten Menschen verliebt sind oder sich gegenseitig als Geiseln festhalten. Wieder andere Fotos strahlen eine naive Unschuld aus, die heutige Pärchenbilder auf Instagram und Co. nicht im Ansatz erreichen und vermutlich gar nicht erreichen wollen.
Zu zweit am Rheinufer
Dieses Foto trägt, nicht von mir erdacht, sondern so ins Fotoalbum eingetragen, den Titel „Mit Hilde am Rheinufer“. Aufgenommen wurde es im Juli 1930. Wenn ich die Bleistiftnotizen richtig entziffert habe, befindet sich besagtes Rheinufer bei Wyhlen (heute Grenzach-Wyhlen) in Baden-Württemberg. Aber ist der Ort so wichtig? Wir sehen hier zwei offensichtlich sehr glückliche und entspannte Menschen, die sich aneinander und an dem schönen Wetter erfreuen. Wenn es heute heißt „früher war noch richtig Sommer“ scheint der Juli 1930 gemeint zu sein.
Das sind Ludwig und Berta Koch. Es stand nicht explizit dabei, aber ich denke, dass Ludwig die Person links im Bild ist. Obwohl die beiden zum Zeitpunkt dieser Aufnahme, irgendwann in den 1940er Jahren, schon verheiratet waren, ließen sie offenbar gerne noch einen Platz für eine Anstandsdame zwischen sich. Ansonsten wirken sie aber recht zufrieden. Wie wir bei näherem Blick auf die Raumausstattung erkennen können, ist offenbar mindestens einer der beiden Eheleute Raucher und die Blume hätte dringend mal gegossen werden müssen.
Dieses kultivierte Paar mittleren Alters hat seine Mimik wirklich perfekt abgestimmt. Wir müssen uns nur die Lippen ansehen, absolut perfekt geschlossen mit der winzigen Andeutung eines Lächelns. Mich fasziniert außerdem, dass die Brille der Frau offenbar überhaupt keine Bügel hat. Ich stelle es mir recht unbequem vor, diesen dünnen Glashauch auf der Nase balancieren zu müssen. Ihr Mann trägt zum Ausgleich einen kratzigen Schnauzbart.
Ein Foto aus dem Schwarzwald, aufgenommen im Jahr 1931, mit vielen interessanten Details und … ach was, wir gucken doch alle nur auf die Wurst! Sie ist aber auch wirklich prominent im Bild platziert. Wir sehen hier ein richtig ausgiebiges Frühstück mit Fleisch, Brot und Obst auf einer netten Blumenwiese. Da es sicherlich nicht viele Paarfotos aus den 1930er Jahren mit einem so phallischen Symbol als Mittelpunkt gibt, ist ein Toast angebracht. Lasst uns die Gläser auf dieses Foto erheben!
Nach der Wurst am Gehstock ist dieses Foto schon fast wieder langweilig, aber die verliebten Blicke der beiden vor ihrem Haus sind dennoch sehenswert. Hintergrundinformationen zu diesem Paarbild habe ich allerdings keine. Entsprechend könnte es auch nicht ihr Haus sein, sondern dem Fotografen gehören, der die beiden zu sich eingeladen hat.
Der Fotograf. Er zerstört die Zweisamkeit der Bilder eigentlich, aber da wir ihn nicht sehen, fungiert er gewissermaßen als übergeordneter Erzähler. Er (oder sie) schwebt über der Handlung. Wir sehen alles durch seine Augen, ohne uns wirklich Gedanken über ihn zu machen. Drei sind in einer Liebesgeschichte eben einer zu viel.