Die erste Staffel der Netflix-Serie „Santa Clarita Diet“ erschien bereits 2017, die zweite Season wurde uns 2018 serviert und seit dem 29. März 2019 können wir die dritte Runde genießen. Innerhalb der Serie sind allerdings erst wenige Wochen vergangen und so beginnen sich die Hauptcharaktere wegweisende Fragen zu stellen, auf die mancher Zuschauer schon gewartet hat.
Wir sind zurück in Santa Clarita, einem beschaulichen Vorort Kaliforniens, hinter dessen blütenweißer Fassade Menschen verspeist werden, alte Ritterorden nach Untoten suchen, das FBI eine Explosion aufklären will und serbische Besucher Übles im Schilde führen. Wer sich hier ein Haus kaufen möchte, kann niemals sicher sein, ob der Makler am Telefon nicht nur ein sprechender Kopf auf einer Blumenvase ist.
Santa Clarita Diet, Staffel 2: Die Ereignisse
Sheila (Drew Barrymore) und Joel Hammond (Timothy Olyphant) konnten die Polizistin Anne (Natalie Morales) davon überzeugen, dass die Untote Sheila ein göttliches Wunder ist. Zunächst erscheint es dem Ehepaar ganz praktisch, eine „Jüngerin“ zu haben, die in kritischen Situationen hilft, doch bald geht Annes religiöser Eifer zu weit und führt zu neuen Problemen. Selbstverständlich bleibt es nicht bei diesem einen Krisenherd. Die Ritter Serbiens, ein alter Orden, der Untote noch toter macht, ist darauf aufmerksam geworden, dass es in Santa Clarita Zombies gibt. Um Sheila zu schützen, beschließt Joel, den Rittern beizutreten. Zur gleichen Zeit taucht ein serbischer Militärwissenschaftler (Goran Višnjić) in Kalifornien auf, der ebenfalls nach Untoten sucht, allerdings zu ganz anderen, fragwürdigen Zwecken.
Angesichts der vielen Menschen, die Sheila bereits umgebracht hat, um sie zu verspeisen, will sie Gutes tun und beginnt für Essen auf Rädern zu arbeiten. Diese Wohltätigkeit läuft ganz und gar nicht wie geplant. Auch Abbys (Liv Hewson) und Erics (Skyler Gisondo) „heldenhafte“ Sprengung der Fracking-Anlage bleibt nicht ohne Folgen. Das FBI hat die Ermittlungen aufgenommen und interessiert sich bald sehr für Eric.
Die Hammonds fragen sich, was die Zukunft für sie bringt. Sheila will Joel verwandeln, damit er wie sie unsterblich wird, doch Joel hat ernsthafte Bedenken. Einig ist sich das Ehepaar darin, dass Tochter Abby ein möglichst normales Leben führen soll, doch das sieht Abby wiederum völlig anders.
Santa Clarita Diet, Staffel 3: Die Kritik
Die Sache mit dem „Bis das der Tod euch scheidet“ hat in unserer heutigen Zeit an Strahlkraft verloren. Viele quicklebendige Eheleute unterschreiben die Scheidungspapiere und gehen getrennte Wege, ohne dass der Sensenmann ein Mitspracherecht erhält. In einem ganz neuen Licht erscheint dieser alte Schwur jedoch, wenn die bewährten Regeln von Leben und Tod außer Kraft gesetzt werden. Kann eine Ehe halten, die der Tod gar nicht scheiden könnte, weil er niemals vorbeischaut? Was bedeutet ein Leben ohne Vergänglichkeit für die Liebe? Die dritte Staffel von „Santa Clarita Diet“ beschäftigt sich zwischen all dem komödiantischen Horror, den wir schon aus den ersten beiden Seasons kennen, mit einigen philosophischen Fragen.
Es ist erfreulich, dass sich „Santa Clarita Diet“ keineswegs auf seinem bewusst unappetitlichen Erfolgsrezept ausruht und nicht nur nach neuen Wegen sucht, die Hammonds in absurd-blutige Situationen zu bringen, sondern ein Entwicklungspotential erkennen lässt. Es werden wichtige Fragen aufgeworfen, die einigen Zuschauern bereits im Kopf herumschwirrten. Sheila kann insofern Menschen das ewige Leben schenken, dass diese nach der Verwandlung nicht mehr altern, keine Krankheiten bekommen und alle Verletzungen, die nicht das Gehirn betreffen, schmerzlos abschütteln. Demgegenüber stehen eine Reihe von Veränderungen, die wenig reizvoll sind: Kannibalismus, ewige Feindschaft mit den Rittern Serbiens, sehr viel Heimlichtuerei … erwähnte ich schon den Kannibalismus? Sich von Menschen zu ernähren, selbst wenn nur böse Leute auf die Speisekarte stehen, wirbelt das moralische Bewusstsein gehörig durcheinander und hinterlässt darüber hinaus sehr schwer abwaschbare Spuren. Welches Recht hat Sheila, andere Menschen zu verwandeln oder welches Recht hat sie, eben dies nicht zu tun, obwohl es diese Menschen vor dem Tod bewahren würde? Große Macht bringt große Verantwortung und einen Haufen Ärger.
Damit wären wir wieder bei den absurden und blutigen Momenten, die „Santa Clarita Diet“ so gekonnt beherrscht. Joels Bewerbung für die Ritter Serbiens ist pure Comedy und der Mord an einem Sexisten sowie die Nutzung seiner Leiche, um das FBI zu narren, bietet wieder Splatter vom Unfeinsten. Diese Serie will manchmal einfach fies, widerlich und unhöflich sein, weil sie es kann. Einige neue Nebencharaktere bringen frischen Wind mit, allen voran die zynische Seniorin Jean (Linda Lavin), die Sheilas Bemühungen, durch Essen auf Rädern Wiedergutmachung zu leisten, in ganz andere Bahnen lenkt als geplant.
Ein weiteres Thema, das diese Staffel verstärkt aufgreift, ist die Religion. Ungewollt findet sich Sheila in der Rolle einer Heilsbringerin wieder, die Menschen Hoffnung gibt. Kann ein Zombie gleichzeitig eine Heilige sein? Eine total verrückte Frage …, wenn wir hier bei „The Walking Dead“ wären. Sind wir aber nicht. Das ist Santa Clarita!
Santa Clarita Diet, Staffel 3: Das Fazit
Kaum gestartet, haben wir die dritte Staffel schon wieder verschlungen. „Santa Clarita Diet“ bleibt sich weiter treu und erlaubt sich gleichzeitig Fortschritte, die diese freche kleine Serie noch besser machen. Leider hat Netflix keine vierte Staffel in Auftrag gegeben.