Für all die Personen und Tiere, die auf Wappen abgebildet werden, muss es ein Zuhause geben. Oder zumindest einen Arbeitsplatz. Ähnlich beliebt und verbreitet wie Lebewesen als Motive sind im Wappenwesen daher die Gebäude. Zumeist handelt es sich dabei nicht um moderne Apartmentkomplexe, sondern um den rustikalen Luxus des Mittelalters, als die Bauherren der Dicke der Mauern mehr Bedeutung beizumessen pflegten als der Ausstattung mit sanitären Anlagen.
Wie schon im letzten Teil von „Spaß mit Wappen“, als es in die Benelux-Staaten ging, hier noch einmal ein kurzer Abriss aus der allgemeinen Geschichte der Wappen: Ein Wappen besteht immer aus einem Schild, das mit Farben, Mustern und Figuren beschmückt ist. Die Form des Schildes hängt wesentlich von der Zeit ab, in der das Wappen entstand, und von dem Ursprungsland. Zusätzlich zu dem Schild als Hauptmotiv kann ein Wappen weitere Elemente enthalten, wie etwa ein über dem Schild schwebendes Oberwappen, das nicht zum Schild selbst gehört, und diverse Prunkstücke links und rechts neben dem Schild. In einigen Wappen ist unter dem Schild zudem ein Wahlspruch angebracht.
Fünf Gebäudewappen
Wappen der Uckermark
Eine Stadtmauer und darauf eine Burg zieren das Wappen des Landkreises Uckermark in Brandenburg. Dieses Motiv steht deutlich für Wehrhaftigkeit und spiegelt damit die Geschichte der Uckermark wider, die sich im Mittelalter als Streitobjekt der Fürstentümer Pommern, Mecklenburg und Brandenburg mit stabilen Bauwerken schützen musste. „Ihr kommt hier nicht rein“ war das inoffizielle Motto der wasserreichen und fruchtbaren Region. Für die Landwirtschaft steht der goldene Hintergrund, für die Flüsse Oder, Randow und Ucker die blauen Wellenlinien.
Wappen von Eddelak
In Schleswig-Holstein im Kreis Dithmarschen liegt die Gemeinde Eddelak mit ca. 1300 Einwohnern. Hier können sich Besucher das auf dem Wappen abgebildete Bauwerk, eine klassische Windmühle, in Originalgröße ansehen. Die 1865 auf den Überresten einer noch älteren Mühle errichtete Windmühle namens Gott mit uns diente als Vorbild des Wappenmotivs. Sie steht seit den 1980er Jahren unter Denkmalschutz. Die Landwirtschaft war bereits im 12. Jahrhundert ein erfolgreicher Wirtschaftszweig der Eddelaker Region. Dafür steht das satte Grün.
Wappen von Oulu
Oulu sollte man kennen. Immerhin handelt es sich bei diesem finnischen Kulturzentrum um die nördlichste Großstadt der Europäischen Union. Hier finden sensationelle Ereignisse wie die jährliche Luftgitarren-Weltmeisterschaft statt. Außerdem hat Oulu einen Flughafen, eine Universität und eine Erstliga-Fußballmannschaft. Früher war Oulu aber vor allem für den Lachsfang bekannt und so teilt sich das goldene Bauwerk mit den vier Fahnen den Platz auf dem Wappen mit einem rotäugigen Lachs. Die Wahrheit ist dabei, dass der Fisch in seiner rot-blauen Färbung und mit der doch beachtlichen Länge mehr Eindruck hinterlässt als die Burg. Zumal der Lachs im seltsamen Kontrast zu dem Gebäude steht, welches nicht wirklich der natürliche Lebensraum eines Fisches ist. Andererseits können wir das Wappen von Oula einfach als Wappen von Atlantis lesen: ein Königreich unter Wasser.
Wappen von Nova Gradiška
Sakrale Gebäude sind, wie auch Abbildungen von Heiligen oder religiöse Gegenstände, verbreitete Wappenmotive, was nicht weiter überraschen dürfte. Das Wappen der kroatischen Kleinstadt Nova Gradiška zeigt auf blauem Grund eine Kirche, die bis heute in der Ortschaft besucht werden kann. Es handelt sich um die spätbarocke Kirche der Heiligen Theresia, gebaut im Jahre 1756. Nova Gradiška liegt gegenüber der bosnischen Stadt Gradiška und hat ca. 14.000 Einwohner.
Wappen von Reken
Wir sind wieder in Deutschland bei einem Wappen mit zwei … Pavillons? Da nimmt aber jemand die Stadtfeste sehr ernst! Nein, obwohl eine gewisse Verwechslungsgefahr mit Pavillons gegeben ist, zeigt das Wappen von Reken in Nordrhein-Westfalen die beiden Kirchenschiffe der Groß Rekener Wehrkirche. Darüber ist ein Stechpalmenzweig abgebildet, der die örtliche Natur repräsentiert. Trotzdem ein gutes Wappen für Stadtfeste!
Vorschau
Die Stadttore sind geschlossen, die Windmühlen stehen still, das war es wieder mit „Spaß mit Wappen“. Wir haben gelernt, dass man einige auf Wappen abgebildete Bauwerke tatsächlich besuchen und betreten kann, es in Finnland Lachse fast so groß wie Burgen gibt und eine kroatische Stadt die Neuauflage einer bosnischen Stadt sein kann. In der nächsten Folge schauen wir uns dann ein paar Wappen aus Frankreich an. Oh la la!