Versucht gar nicht erst, es zu leugnen! Ihr habt es alle getan! Manche haben früher damit angefangen als andere, aber so ziemlich jeder verschickt mittlerweile Weihnachtsgrüße per WhatsApp oder setzt einen allgemeingültigen Weihnachtspost auf Facebook ab. Allen Verwandten oder guten Bekannten eine Weihnachtskarte mit der Post zu schicken, dazu entschließen sich nicht mehr viele Menschen.
Selbstredend war dies früher, bevor es das Internet gab, völlig anders. Die Menschen übermittelten einander zu den Feiertagen besondere Postkarten, sogar von der Front des Ersten Weltkrieges. Wie viele dieser Karten niemals ankamen oder erst, nachdem der Absender längst gefallen war, darüber möchte während der Feiertage keiner nachdenken. Es ist jedoch ein Teil der europäischen Weihnachtsgeschichte, der nicht in Vergessenheit geraten sollte. Unsere Großeltern, Urgroßeltern und Ur-Urgroßeltern verwendeten als Weihnachtskarten sowohl gekaufte Motive wie auch Echtfotopostkarten, die besonders persönlicher Natur waren.
Aus dem Felde
Diese weihnachtliche Feldpostkarte, die ein wenig den Eindruck vermittelt, der Erste Weltkrieg wäre im Prinzip nur eine nette Schlittenfahrt gewesen, wurde nie abgeschickt. Sie kam trotzdem irgendwie von der Front nach Deutschland. Die zusammengezimmerte Kutsche sieht interessant aus und bei so viel Schnee könnten wir heute glatt neidisch werden, aber die Umstände waren alles andere als festlich. Lieber nasse Weihnachten im Frieden als weiße Weihnachten im Krieg!
Auf dieser Weihnachtskarte ist der Schnee nicht echt. Genau genommen lässt sich kaum etwas auf dieser Postkarte, die vorgefertigt wurde, um sie von der oder an die Front zu schicken, als „echt“ bezeichnen. Mehr noch als das Beispiel zuvor vermittelt dieses kitschige Stück Pappe einen romantischen Eindruck, der nichts mit der Wirklichkeit des Ersten Weltkriegs zu tun hatte.
Natürlich konnten Soldaten ihren Liebsten keine realistischen Weihnachtskarten mit Abbildungen von erschossenen, an Giftgas verendenden oder im Schützengraben kauernden Kameraden schicken. Andererseits hätte der Krieg dann vielleicht früher ein Ende gefunden.
Himmlische Gaben
Hört ihr die Englein singen? Diese Weihnachtskarte, deren genaues Alter mir nicht bekannt ist, zeigt – von der fehlenden Farbe einmal abgesehen – ein zeitloses Motiv. Süße, kleine Figuren und dazu eine Kerze gehen auch heute noch. Allerdings könnten die meisten Menschen ein solches Foto dieser Tage ganz einfach selbst erstellen – in besser. Nach modernen Standards ist das Foto nicht besonders gut, Dr. Photoshop müsste da einige operative Eingriffe vornehmen. Trotzdem Frohe Weihnachten!
Schon wieder so viel Schnee. Das Motiv wurde in Breslau aufgenommen, allerdings weiß ich nicht, in welchem Jahr. Ganz offensichtlich war es damals ziemlich kalt.
Bei einem solchen Wetter ist Weihnachtsstimmung kein Kunststück, da braucht es nicht einmal weitere Motive wie Kerzen, Lametta, bunte Kugeln oder einen dicken Mann mit Bart.
Freilich haben derart weiße Weihnachten auch ihre Nachteile: Verkehrschaos, überlastete Dächer, abbrechende Äste, der Zwang zum Schneeschaufeln, gnadenlose Schneeballschlachten …
Es ist nicht alles schlecht an Weihnachten bei 8 Grad Celsius!





"Man muss nicht in der Bratpfanne gelegen haben, um über ein Schnitzel zu schreiben" lautet ein Zitat von Maxim Gorki, das mich persönlich immer sehr angesprochen hat. Ich schreibe gerne über Zeiten, die ich nicht miterlebt habe, und Dinge, die nicht Teil meines täglichen Lebens sind, mich aber faszinieren, erstaunen oder mir einfach bemerkenswert erscheinen. Ich schreibe über Geschichte & Geschichten, über Mythen, Kultur und die Faszination des Vergangenen in der Gegenwart, die sich bei mir z.B. im Sammeln von alten Kameras und Fotos widerspiegelt. Natürlich mag ich auch einfach Filme, Fernsehserien, Musik und Belletristik. Es muss nicht immer Goethe sein. Nebenbei fotografiere ich gerne und liebe das Internet. Die Bratpfanne, die mein Leben ist, hat manchmal eben auch Interessantes zu bieten. Alles 100% werbefrei und meine eigenen Ansichten widerspiegelnd.
