Oh, was haben wir in den vergangenen 13 Ausgaben von „Spaß mit Wappen“ schon für auffällige, bunte, kuriose und vielfältige Wappen aus (fast) ganz Europa begutachtet. Wir hatten schon Stadt- und Gemeindewappen mit Bibern, mit Drachen tötenden Rittern, mit hockenden Skeletten, mit goldenen Vögeln und mit gekrönten Gefäßen. Um solche abwechslungsreichen, ins Auge stechenden Wappen geht es diesmal nicht. Ha!
Nicht jedes Wappen kann reich verziert sein. Warum auch? Weniger ist bekanntlich mehr, Minimalismus gilt auch als Stil und manche Künstler denken sich bei dem ganzen Meinungshickhack in der Stadtverwaltungen irgendwann sowieso nur noch: „Macht euren Scheiß doch alleine!“ Es folgt gepflegte Langeweile aus Norwegen, Deutschland, Belgien und der Schweiz.
Fünf minimalistische Wappen
Wappen von Nesna
Wie wir sehen, sehen wir nicht viel. Eigentlich betrachten wir nur ein blaues Wappenschild, in das ein gelbes Dreieck hineinragt. Man kann es freilich auch anders ausdrücken, nämlich so: „In Blau eine gestürzte halbe goldene Spitze.“ Mit dieser offiziellen Wappenbeschreibung, der Blasionierung, ändert sich der Eindruck doch augenblicklich. Es ist und bleibt eine Frage des Marketings. Wenn jemand ein langweiliges gelbes Dreieck zu sehen glaubt, sag ihm einfach, dass es eine „gestürzte halbe goldene Spitze“ ist. Da es sich bei Nesna um eine norwegische Küstenstadt handelt, dürfen wir getrost davon ausgehen, dass das Blau für Wasser und das gelbe Drei … ich meine die gestürzte halbe goldene Spitze für das Ufer steht.
Wappen von Luzern
Als eines der kulturellen und wirtschaftlichen Zentren der Schweiz hat Luzern es einfach nicht nötig, sich mit einem auffälligen Wappen zu schmücken. Eine Hälfte blau, eine Hälfte weiß – fertig ist das Ding! Okay, das Weiß ist hier laut Blasionierung ein Silber, das zumeist für Reinheit und Weisheit steht. Das Blau kann schlicht Wasser bedeuten, was häufig der Fall ist, aber auch Stärke und Wahrheit. Das Wappen wird zurückgeführt auf das Siegel des Petermann von Gundoldingen, einen Oberbefehlshaber der Luzerner Truppen während der Schweizer Habsburgerkriege im 14. Jahrhundert. Das Motiv ist zwar nicht spektakulär, aber es ist alt!
Wappen von Walheim
Wahlheim schreibt man mit W. Wie Wappen. Übrigens ist die Gemeinde Walheim für ihren Weinanbau bekannt. Mit W. Wie Wappen. Abgesehen von dem Buchstaben W weist das Wappen der Weinanbaugemeinde Walheim noch einen roten Querstreifen auf goldenem Grund auf. Der Querstreifen symbolisiert Verteidigung bzw. Schutz. In Walheim mit W (wie Wappen) ist der Wein sicher.
Wappen von Bouillon
Das rote Wappen des belgischen Ortes Bouillon ist fast nackt. Aber eben nur fast. Es trägt noch einen weißen Gürtel. Diese Art von Streifen wird auch als „Gürtel der Ehre“ bezeichnet und hat häufig eine militärische Bedeutung. Da es in dem Ort eine Burg gibt, passt dies durchaus. Bouillon zeigt sich wehrhaft und das mit fast gar nichts an. Aber eben nur fast.
Wappen von Ellingen
Nicht selten steht das X, das Andreaskreuz, auf Wappen für Schutz, verweist in diesem Fall aber in erster Linie auf den Deutschen Orden, der in Ellingen wirkte. Im Computerzeitalter kann ich freilich nicht leugnen, dass das Wappen Ellingens förmlich schreit: „Klick mich weg!“ Ein Wappen wie ein Pop-Up-Fenster. Die Farben Blau und Weiß stehen für den Freistaat Bayern. Jetzt bitte noch nicht schließen …
Vorschau
Die nächsten Wappen werden wieder spektakulärer, jedenfalls einige. Versprochen! Dazu reisen wir nach Ungarn. Es geht dabei in erster Linie um Wappen, nicht um Politik. Auch versprochen!
Übersicht
- Spass mit Wappen (Folge 1)
- Löwe an der Leine und heiliger Drachentöter (Folge 2)
- Niedlich so ein Wappentier (Folge 3)
- Mit Deichsel und Amboss (Folge 4)
- Vorsicht, Personen auf Wappen (Folge 5)
- Coat of Arms (Folge 6)
- Die Fische fliegen tief (Folge 7)
- Königreiche und Bauernhöfe (Folge 8)
- Wohnen auf dem Wappen (Folge 9)
- Gold, Silber, Hörner (Folge 10)
- (Nicht nur) Wappen mit Werkzeug (Folge 11)
- Wer die größte Burg hat (Folge 12)
- Es gibt keine kleinen Wappen (Folge 13)