Dieses Buch, erschienen am 11. November 2018, dem Tag, an dem sich der Waffenstillstand von Compiègne zum 100. Mal jährte, kann ich nicht neutral bewerten – ich bin eine der Autorinnen. Puh, das zu schreiben jagt mir noch immer einen leichten Schauer über den Rücken. „Die Grafschaft Bentheim im Ersten Weltkrieg“ ist meine erste richtige Buchveröffentlichung. Dass es dazu kam, war reiner Zufall.
Vollständig lautet der Titel „Die Grafschaft Bentheim im Ersten Weltkrieg. ‚Heimatfront‘ an der deutsch-niederländischen Grenze“. So viel Zeit muss sein, haben doch viele Menschen eine Menge Aufwand betrieben, um dieses Buchprojekt zu realisieren. Dazu muss man wissen, dass die Folgen des Ersten Weltkrieges auf die Region Grafschaft Bentheim bis zu diesem Zeitpunkt kaum erforscht wurden, auch bedingt durch die Tatsache, dass der Zweite Weltkrieg als Ereignis präsenter in den Köpfen der Menschen ist. Um überhaupt zu verstehen, wie es den Menschen meiner Heimatregion zwischen 1914 und 1918 erging, musste eine Menge Recherche in Archiven erfolgen. Viele bislang unbekannte oder wenig beachtete Quellen konnten dabei ausgewertet werden.
26 Autoren, 26 Beiträge, viele Erkenntnisse
Letztlich sind 26 Beiträge von 26 verschiedenen Autoren aus Deutschland und den Niederlanden entstanden, die unter anderem darstellen, welche Kriegspropaganda in der Grafschaft kursierte, wie sich die globale Katastrophe auf die Landwirtschaft auswirkte, welche Rollen die Frauen und die Schulen einnahmen und wie es sich mit der Kriegskriminalität verhielt. Auch die Kriegsgefangenen, die in die Region gebracht wurden und hier häufig zusammen mit den Einheimischen in Privathaushalten lebten, sowie die Aufnahme von Flüchtlingen aus Ostpreußen werden thematisiert.
Eine große Besonderheit der Region Grafschaft Bentheim ist die unmittelbare Nähe zu den Niederlanden. Ein kleiner Schritt und du stehst auf der anderen Seite der Grenze. Die Niederlande nahmen nicht am Ersten Weltkrieg teil und versuchten, sich neutral zu verhalten. Zwischen der Grafschaft und den niederländischen Grenzregionen entwickelte sich jedoch ein reger Schmuggel über viele Schleichwege und mit teilweise kreativen Methoden. Die Menschen schmuggelten alles von Textilien bis zu Pferden. Letztere ließen sich natürlich besonders schwer verstecken, waren dafür aber mobil. Alkohol wurde auch schon mal in Fässern über den Fluss geschickt.
Mein Beitrag trägt den Namen „An der Grenze – Kommunale, wirtschaftliche und gesellschaftliche Strukturen in der Grafschaft Bentheim vor dem Ersten Weltkrieg“. Ich habe allein drei Tastaturen verbraucht, um diesen Titel zu entwerfen. Es handelt sich um den ersten Beitrag des Buches, der den Lesern vor Augen führen soll, was die Grafschaft damals ausmachte (und zum Teil immer noch ausmacht), wie die Menschen hier lebten und was diese Region von anderen Gegenden Deutschlands unterschied. Ich hoffe, dass mir dies gelungen ist.
Zufällig dabei
Die Agentur, in der ich arbeite, wurde beauftragt, das Buch zu gestalten und umzusetzen. Als die Liste der Autoren und Beiträge schon etwas mehr als grob feststand, fiel der Autor, der für den Beitrag zur Einführung in die Grafschaft Bentheim vorgesehen war, aus. So übernahm ich die ehrenvolle Aufgabe, für ihn einzuspringen. Ich gebe zu, das dies keine sonderlich spannende Hintergrundgeschichte ist, aber die Leute sollen schließlich das Buch lesen und sich nicht damit beschäftigen, wie die Autoren zu dem Projekt kamen. Nichtsdestotrotz werden alle 26 Autoren kurz im Buch vorgestellt. Ehre, wem Ehre gebührt.
Zu einem richtig schicken, wissenschaftlich hochwertigen Buch von 480 Seiten immerhin 12 Seiten beigesteuert zu haben, ist ein schönes Gefühl. Es war keine einfache Aufgabe, die ich da recht spontan übernommen hatte, aber es wurde zu einer sehr interessanten Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
Was man jetzt noch wissen muss
Wie ihr das Buch beziehen könnt – ich möchte wirklich keine direkte Werbung machen und bekomme absolut rein gar nichts vom Buchverkauf ab – erfahrt ihr unter anderem hier. Ansonsten könnt ihr mir einfach schreiben.